Der Begriff Philanthropie wird landläufig gern als Oberbegriff für das Stiften und Spenden benutzt. Das ist nicht ganz falsch, aber verengt die Bedeutung doch erheblich. Mit Philanthropie wird zunächst sehr allgemein eine positive Einstellung gegenüber anderen Menschen bezeichnet, so der aus dem griechischen φιλανθρωπία (philanthrōpía) hergeleitete Begriff, der sich aus philos (Freund) und anthropos (Mensch) herleitet. Er taucht in griechischen Tragödien des 5. Jahrhunderts v. Chr. und im 4. Jahrhundert in Platons Dialog Eutyphron auf, in denen der Autor Sokrates sich selbst als Philanthropen bezeichnen läßt, weil er seine Zuhörer verschwenderisch und kostenfrei an seiner Weisheit teilhaben lasse. Philon von Alexandria, jüdischer Philosoph des 1. Jahrhunderts n. Chr., verstand unter Philanthropie die Fürsorge für alle Menschen, aber auch für jeden einzelnen und für alle Lebewesen. Einen markanten Ausdruck findet Philanthropie im christlichen Gebot, den Nächsten wie sich selbst zu lieben. Kirchliche Deutungen, die dieses Gebot wegen seiner Verknüpfung mit dem Gebot der Gottesliebe von einer säkularen Philanthropie-Vorstellung abgrenzen wollen, erscheinen insofern abwegig. Der Begriff taucht auch mehrfach in den Paulus-Briefen des Neuen Testaments auf. Andere Religionsgemeinschaften, insbesondere das Judentum und der Islam, haben ähnliche Konzepte der positiven zwischenmenschlichen Interaktion. Kaiser Justinian hob im 6. Jahrhundert n. Chr. in seiner Gesetzgebung, die u.a. für das christliche und das muslimische Stiftungswesen herausragende Bedeutung hat, die Bedeutung der Menschenfreundlichkeit hervor. In seinen Novellen, einem Teil des Corpus iuris civilis, betont er, er sei ein philanthropischer Herrscher und seine Gesetze seien in umfassendem Sinn menschenfreundlich. Philanthropie und Gerechtigkeit seien die höchsten menschlichen Güter. [mehr]