Seit seiner Gründung (1997) hat sich das Maecenata Institut Themen zugewandt, die Aspekte der islamischen Religion bzw. der vom Islam geprägten Gesellschaften berühren, bspw. den interkulturellen/interreligiösen Dialog sowie zivilgesellschaftliche Aspekte der Tätigkeit islamischer Organisationen in Deutschland, etwa im Bereich von philanthropischem und bürgerschaftlichem Engagement. Mit der Gründung des Programms Europa Bottom-Up (2011) wurde die Befassung mit der islamischen Kultur und dem Mittelmeerraum ausgebaut. Weitere geplante Vorhaben der Maecenata Stiftung sollen die Beschäftigung mit der MENA-Region und dem islamisch geprägten Raum, insbesondere dem zivilgesellschaftlichen, interkulturellen und interreligiösen Dialog und der Stellung religiöser und ethnischer Minderheiten in Europa und im Nahen Osten weiter verstärken. Für eine erfolgreiche Arbeit und eine Sichtbarkeit im politischen Raum ist die Vernetzung mit Potentialen anderer Organisationen wesentliche Voraussetzung.
Das MENA Study Centre ist eine kleine, im Rahmen der Maecenata Stiftung eigenständig operierende Arbeitseinheit. Es wurde im Februar 2019 gegründet, unterstützt die Programme und Aktivitäten der Stiftung, die die Region Nah- und Mittelost (Middle East North Africa = MENA) sowie darüber hinaus den islamischen Raum zum Gegenstand haben und trägt durch eigene Aktivitäten zum interkulturellen Dialog bei. Der Mehrwert des MENA Study Centre liegt in seiner Fähigkeit zu spontaner Reaktion auf aktuelle Veränderungen und der kurzfristigen Bereitstellung diesbezüglicher wissenschaftlicher Analyse. Es hat sich seit seiner Gründung als wertvolle Ergänzung an Expertise für die Maecenata Stiftung erwiesen. Prof. Dr. Udo Steinbach, der das MENA Study Centre leitet, hat in diesem Jahr in Zusammenarbeit mit Expertinnen der MENA Region einige Vorträge in den Räumlichkeiten der Maecenata Stiftung organisiert.
Arbeits-& Forschungsschwerpunkte An der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Praxis und Politik wird das MENA Study Centre
Perspektiven auf interreligiöse Spannungen in Deutschland im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg
Seit dem 7. Oktober 2023 ist eine sich verschärfende Spannung zwischen Teilen der deutschen Gesellschaft zu beklagen, die sich negativ auf das Miteinander religiöser Teile unserer Gesellschaft auswirkt. Vor diesem Hintergrund setzt sich das MENA Study Centre für differenzierte und konstruktive Positionen ein und steht hierfür im engen Austausch mit Persönlichkeiten und Organisationen mit islamischer, jüdischer, universitärer und zivilgesellschaftlicher Prägung. Bisherige Ergebnisse dieser Bemühungen sind einschlägige Observatorien:
Wasatia-Graduiertenschule
Die in Kooperation mit der Maecenata Stiftung, der Universität Cambridge und dem Wasatia Graduate Institute in Jersualem (wasatia arab. für Ausgleich, Verständigung, in Jerusalem zivilgesellschaftlich als israelisch-palästinensisches Bildungsprogramm bereits implementiert) entstandene trilaterale Wasatia-Graduiertenschule ist einzigartig in der deutschen Universitätslandschaft – sowohl thematisch als auch methodisch.
>> Zur European Wasatia Graduate School for Peace and Conflict Resolution
>> Current Call for Applications: Scholarships for PhD Candidates in Peace & Conflict Resolution
Dialogforum Karabach. Auf der Suche nach Brücken der armenisch-aserbaidschanischen Versöhnung
Vor dem Hintergrund des jüngsten Karabach-Konflikts knüpften Herr Dr. Steinbach, Frau Dr. Birgit Wetzel und Frau Prof. Dr. Eva-Maria Auch an ein Gesprächsformat an, das vor etwa 8 Jahren begonnen, dann aber mangels Aktualität der Gesamtlage nicht mehr weiterverfolgt wurde.
Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Deutschland eine besondere Rolle im Vermittlungsprozess spielen und einen auf langfristige Versöhnung ausgerichteten Trialog stiften kann. Im Mittelpunkt stand ein Treffen von Vertretern unterschiedlicher Berufsgruppen aus Armenien und Aserbaidschan, die in Berlin mit Hilfe von Mediatoren ihre interethnischen Erfahrungen vorstellten, gemeinsame Vorstellungen für ein Zusammenleben diskutierten und konkrete Vorschläge für erste Schritte einer Annäherung bzw. Kooperation entwickelten. Deutsche Fachkräfte aus der Entwicklungszusammenarbeit (Politiker, Unternehmer, Wissenschaftler) wirkten als MentorInnen. Der Gang des Projekts vollzog sich in drei Schritten: (1) Sensibilisierung und Vorbereitung eines „empathischen Dialogs“ (2) Trialog-Treffen von Akteuren aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus Armenien/Aserbaidschan und Deutschland (3) Vorstellung der Ergebnisse vor einer breiteren Öffentlichkeit (ein gemeinsames Positionspapier wird für deutsche/europäische und nationale Entscheidungsträger ausgearbeitet).
Welche diplomatischen Lösungsansätze auch künftig verfolgt werden – so werden diese doch nur im Kontext eines Prozesses der Versöhnung zwischen Armeniern und Aserbeidschanern tragfähig sein. Diese setzt nicht nur eine Dialogbereitschaft auf höchster politischer Ebene voraus, sondern muss in breiten Kreisen der Bevölkerung verankert werden. Die Herstellung eines dauerhaften Friedens verlangt sowohl unter Aserbeidschanern als auch Armeniern die schwierige und schmerzhafte Überwindung von Barrieren der (Wieder-) Annäherung. Das Projekt geht davon aus, dass Deutschland als Mitglied der OSZE-Minsk-Gruppe eine besondere Rolle im Vermittlungsprozess spielen und einen auf langfristige Versöhnung ausgerichteten Trialog stiften kann; hat doch kaum ein anderes Land eine breitere Erfahrung in der Aufarbeitung von Vergangenheit als Voraussetzung für Annäherung und Versöhnung.
„Dichter in dürftiger Zeit“? – Stimmen arabischer Autor*innen in Deutschland
Arabische Intellektuelle, Künstler*innen und Schriftsteller*innen haben seit langem schmerzliche Erfahrungen von Auswanderung und Exil. Viele von ihnen leben auch in Deutschland. Ihre Literatur macht einen Spagat: noch immer teilzuhaben am geistigen und politischen Leben in ihrer Heimat; und zugleich sich in der deutschen Gesellschaft künstlerisch Gehör zu verschaffen. In einer Zeit, in der Einwanderung – nicht zuletzt aus arabischen Ländern – von gesellschaftlichen Spannungen begleitet ist, versuchen arabische Autor*innen eine Brücke zu bauen und zu einem für kulturelle Begegnung offenen Klima beizutragen.
Integration in Deutschland – besser als ihr Ruf
Für das gedeihliche Zusammenleben in einer Einwanderungsgesellschaft sind die gleichberechtigte Teilhabe und der Interessenausgleich von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte unerlässlich. Die Stärkung von Menschen mit Migrationsgeschichte und deren Verbündeten, ebenso wie die Sensibilisierung von Menschen in etablierten Strukturen für ihre Verantwortung sind wichtige Strategien, um das noch immer bestehende Missverhältnis zu beseitigen. Welche Rolle spielen Empowerment, Resilienz und solidarisches Handeln für das gute und gleichberechtigte Zusammmenleben? Die Chancen, aber auch Probleme unseres Gemeinwesens sollen von Menschen erkärt werden, die erfolgreich ihren Platz darin gefunden haben.
Forschungsaufenthalt Dr. Hind Arroub
Für den Zeitraum von vier Wochen im September absolvierte Frau Dr. Hind Arroub, marrokanische Politologin und Menschenrechtsaktivistin, einen Forschungsaufenthalt in Berlin, welcher vom MENA Study Centre mitorganisiert wurde. Frau Arroub erhielt dafür ein Stipendium des Auswärtigen Amtes. Hind Arroub ist Gründerin des unabhängigen und interdisziplinären Think Tanks ‚Hypatia of Alexandria Institute for Reflexion and Studies‘. In ihrer Zeit in Berlin hielt sie einen Vortrag in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Arabischen Freundschaftsgesellschaft zum Thema „Nine Years After the Arab Uprising: Freedom of Expression Still Not Welcome”, in den Räumlichkeiten der Maecenata Stiftung und veröffentlichte einen Aufsatz in der Reihe Opuscula.
>> Download der Präsentation zum Vortrag von Dr. Arroub
09. November 2020 Online-Diskussionsveranstaltung: Ökologie und Umweltpolitik im Nahen Osten
Thema der Veranstaltung war „Ökologie und Umweltpolitik im Nahen Osten. Konzepte und Krisen“. Hintergrund der Veranstaltung waren beunruhigende Symptome wie die Austrocknung großer Gewässer (z.B. Urmia See), das Fehlen sauberen Trinkwassers für weite Teile der Bevölkerung sowie die Perspektive, dass Landwirtschaft, Fischerei und urbane Strukturen in der gesamten Region künftig vom Klimawandel erheblich betroffen sein werden. Wie ist es um das Bewusstsein um diese Phänomene in der Region bestellt? Welche Maßnahmen werden getroffen? Lassen sich kultur- oder religionsbedingte Handlungsweisen im Umgang mit ihnen erkennen? Zum Veranstaltungsbericht