Women’s Power in Irak: Lesung und Gespräch mit den Autorinnen Hana Ahmad und Naqa’a Abbas al-Zubaidi

13.11.2023 | Veranstaltungsbericht aus dem MENA Study Center

Verändern Frauen den Nahen Osten? Diese Frage stand am 24.Oktober 2023 im Mittelpunkt der Kooperationsveranstaltung zwischen der Deutsch-Arabische Freundschaftsgesellschaft e.V. (DAFG) und dem MENA Study Centre der Maecenata Stiftung, die zu der Lesung mit den irakischen Autorinnen Hana Ahmad, Literaturwissenschaftlerin und Lyrikerin, und Naqa’a Abbas al-Zubaidi, Neurologin und Dichterin, einluden. Beide Autorinnen kontextualisierten ihre Dichtungen in ihre Erlebnisse, die sie im vom Krieg geplagten Irak gemacht hatten. Diese Einblicke legten die Herausforderungen zu Tage, denen Frauen in der irakischen Gesellschaft begegnen – aber auch wie ihre Zuneigung zur Literatur sie darin unterstützte, diese Schwierigkeiten beharrlich zu überwinden. DAFG-Vorstandsmitglied und Leiter des MENA Study Centre der Maecenata Stiftung Prof. Dr. Udo Steinbach moderierte die Veranstaltung und betonte in seinem Grußwort, dass man Irak optimistischer herangehen müsse – so beispielsweise durch die Einbeziehung positiver Entwicklungen, wie die Fortschritte der Frauenrechte im Zweistromland.

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INANA – die sumerische Göttin und Namensgeberin des literarischen Netzwerks

Birgit Svensson, eine in Bagdad lebende Journalistin und Co-Initiatorin von INANA, berichtete, wie sie mit Hilfe des Goethe-Instituts Bagdad im Jahr 2012 das Projekt INANA ins Leben rief, um irakische Autorinnen des gesamten Landes zu verbinden – auch um der männlich dominierten Literaturlandschaft Iraks etwas entgegenzusetzen. Die erste Anthologie „Mit den Augen von INANA“ mit Gedichten und Geschichten von irakischen Autorinnen wurde 2013 in Irak publiziert und 2015 ins Deutsche übersetzt. Einige dieser Geschichte und Gedichten leisten Widerstand gegen die religiöse und patriarchalische Gesellschaft, die die Rechte der Frauen einschränkt. Zum jetzigen Zeitpunkt wurden zwei Anthologien „Mit den Augen von INANA“ herausgegeben. Birgit Svensson betonte, dass besonders das Buchcover der zweiten Anthologie, die die Göttin INANA nackt abbildet, einen großen Fortschritt für Frauenrechte im Irak darstellte. Das sei seit Jahrzehnten in Irak unmöglich gewesen.

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Irak, Land des Friedens und Kriegs

Die im Jahr 1985 in Mosul geborene Hana Ahmad erklärte, dass sie ihr gesamtes Leben von Kriegen und Konflikten geprägt war: der Iran–Irak Krieg 1980–1988, der Golfkrieg 1990–91, der DPK-PUK-Konflikt 1994–97, der Irakkrieg 2003–11, der Bürgerkrieg in Irak 2013–17 und darauffolgende Auseinandersetzungen. In diesen schwierigen Zeiten blieb Hana Ahmads Leidenschaft für Literatur erhalten, sodass sie mitten im Krieg ihren Bachelor- und Masterabschluss in der Literaturwissenschaft absolvierte. Durch die IS-Besatzung Mosuls wurde die Handlungsspielräume von Frauen stark eingeschränkt. Unter größter Vorsicht blieb Hana Ahmad das Internet als Austausch Plattform. Dort lernte sie andere Autorinnen und Dichterinnen kennen und so auch das INANA-Netzwerk, wo ihre Gedichte in der zweiten Anthologie veröffentlicht wurden.

Leidenschaft für Medizin und Literatur

Auch Naqa’a Abbas al-Zubaidi, 1994 in Bagdad geboren, erklärte, dass auch ihr Leben von Schicksalsschlägen gezeichnet wurde. So musste sie mehrmals mit ihrer Familie aus Irak flüchten und verbrachte sieben Jahre in Jemen, wo sie ihre Leidenschaft für Literatur entdeckte. Als sie 2006 in den Irak zurückkehrte, wurde ihr Vater entführt, der bis heute vermisst wird. Diesen Widrigkeiten zum Trotz studierte Naqa’a Abbas al-Zubaidi Medizin in Bagdad und beteiligte sich an Studierendenprotesten, die auf Veränderungen in Irak drängten. In dieser Zeit schloss sich Naqa’a Abbas al-Zubaidi dem INANA-Netzwerk an, wo ihre Gedichte veröffentlicht wurden. Am Ende des Gesprächs stimmten beide Autorinnen den optimistischen Zukunftsausblicken Prof. Dr. Udo Steinbachs zu, wonach sich die Frauenrechte in Irak langsam verbessern. Beide betonten aber, dass es in diesem Bereich noch viel zu tun gäbe. Zum Schluss lasen beide Autorinnen aus ihren Gedichten vor.

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M.A. Finn Büttner

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
fb@maecenata.eu

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