Im Zuge des Forschungsprojekts “Ein Rettungsschirm für die Zivilgesellschaft?” (Auswirkung der Corona-Pandemie auf die Zivilgesellschaft), hat das Maecenata Institut im Oktober 2020 die Studie Ein Rettungsschirm für die Zivilgesellschaft? Eine Studie zu Potenzialen, Bedarfen und Angeboten in und nach der Krise veröffentlicht. Das im April begonnene Projekt untersucht den Corona-bedingten Notstand vieler zivilgesellschaftlicher Organisationen und Bewegungen. Exemplarisch wurden Interviews mit Akteurinnen und Akteuren verschiedener Subsektoren aus der Zivilgesellschaft geführt und durch Sekundärmaterial und Online-Veranstaltungen ergänzt. Es galt herauszufinden, vor welchen Herausforderungen und Problemen die Zivilgesellschaft während der Corona-Pandemie steht und was der daraus resultierende Bedarf an Unterstützung ist. Dabei wurden auch ihre Potenziale erfasst, die dazu beitragen die Krise als Gesamtgesellschaft zu überwinden und deutlicher zu machen, was die Zivilgesellschaft in der Pandemie geleistet hat.
Sichtbar wurde, dass in der Zivilgesellschaft in großem Umfang engagierte Bürgerinnen und Bürger bereitstehen, um bei der Bekämpfung akuter Nöte zu helfen, Probleme zu thematisieren und mittelfristige Auswirkungen der Krise anzupacken. Dass die Zivilgesellschaft dabei selbst betroffen ist, ist selbsterklärend, dennoch zeichnet sich ein sehr diverses Bild, hinsichtlich der Corona-bedingten Situation der Zivilgesellschaft ab. Zum Teil sind Akteurinnen und Akteure durch die Krise existenziell bedroht und waren lange Zeit handlungsunfähig. Bei fast allen Organisationen ist durch Home-Office und notwendiger Digitalisierung ein akuter Handlungsbedarf entstanden. Hinzukommt, dass gesundheitliche Risiken und Mehrbelastung ehrenamtliche Strukturen erschweren, die für viele zivilgesellschaftliche Organisationen elementar sind. Andere Organisationen und Bewegung konnten die Pandemie und die Umstrukturierung der Arbeit und Tätigkeiten relativ gut bewältigen und waren teilweise bereits vor der Pandemie Digital gut aufgestellt. Die finanziellen Auswirkungen der Pandemie werden jedoch im vollen Umfang erst in den kommenden Jahren ersichtlich werden. Es besteht die Sorge, dass Förderungen eingestellt oder reduziert werden und die Spendenbereitschaft rückläufig sein wird.
Darüber hinaus wurden für die Studie über 140 Behörden von Bund und Ländern zu möglichen Rettungsschirm-Angeboten für die Zivilgesellschaft befragt. Es zeigt sich, dass vorhandene Hilfsangebote, wenn überhaupt fast nur an die Organisationen gerichtet sind, die mit Dienstleistungen die staatliche Gewährleistungspflicht umsetzen. Unabhängige Organisationen, die unverzichtbare Aufgaben wahrnehmen, sind hingegen durch erschwerte Voraussetzungen überwiegend von Hilfsangeboten ausgeschlossen. Die vorhandenen Angebote sind zudem schwer zu ermitteln und weder aufeinander noch auf die konkreten Bedarfe der Zivilgesellschaft abgestimmt. Eine Anerkennungs- und Wertschätzungskultur fehlt somit ebenso wie ein hinreichender Rettungsschirm.
Um die Herausforderungen und Bedarfe der Zivilgesellschaft gesammelt besser darstellen zu können, führt das Maecenata Institut gegenwärtig eine Folgestudie durch, die über eine Online-Umfrage, die gegenwärtige Situation der Zivilgesellschaft, auch in Hinblick auf den fortlaufenden Pandemieverlauf genauer erfasst. So können bereichsspezifisch genauer Herausforderungen, Bedarfe aber auch Potenziale ermittelt und überprüft werden, inwiefern staatliche Hilfen zielführend sind. Ergebnisse der Studie werden Anfang 2021 veröffentlicht.
>> zum Projekt:
Ein Rettungsschirm für die Zivilgesellschaft?
>> zur Studie:
Ein Rettungsschirm für die Zivilgesellschaft? Eine Studie zu Potenzialen, Bedarfen und Angeboten in und nach der Krise
>> zur Umfrage für die Folgestudie:
“Herausforderungen für Organisationen während der Corona-Pandemie”