06.06.2023 I Rupert Strachwitz: „Für die Zivilgesellschafts- und Engagementforschung ist sein weniger bekanntes Werk The Theory of Moral Sentiments von herausragender Bedeutung.“
In diesen Tagen vor 300 Jahren wurde Adam Smith FRSA in Kirkcaldy nahe Edinburgh geboren; an welchem Tag ist unbekannt. Wir kennen nur den Tag seiner Taufe, den 5. Juni – allerdings nach dem damals in Schottland gültigen julianischen Kalender. Übertragen in den heutigen, gregorianischen, und in der Vermutung, er sei als sehr schwächliches Kind am Tag seiner Geburt getauft worden, ist der 16. Juni 1723 der wahrscheinlichste Tag seiner Geburt. Sei’s drum! Sicher ist, daß er einer der bedeutendsten unter den schottischen Aufklärern, Moralphilosoph und der Begründer der modernen Volkswirtschaft war. Er gilt mit seinem Hauptwerk An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations (1776) als Vater des Kapitalismus, aber nicht nur Milton Friedmann, sondern auch Karl Marx und viele andere berufen sich auf ihn. Daß seine Vorstellungen mit dem modernen Kapitalismus und Neoliberalismus wenig zu tun haben, gilt es, immer wieder hervorzuheben.
Für die Zivilgesellschafts- und Engagementforschung ist sein anderes, weniger bekanntes Werk The Theory of Moral Sentiments von herausragender Bedeutung. Zuerst 1759 erschienen und schon im gleichen Jahr in Düsseldorf nachgedruckt, wird es oft als Jugendwerk abgetan. Dies ist aber falsch, denn kurz nach seinem Tod (1791) erschien die von ihm selbst gründlich überarbeitete und erweiterte 6. Auflage. Schon der erste Satz liefert eine These dafür, warum sich Menschen bürgerschaftlich engagieren: „How selfish soever man may be supposed, there are evidently some principles in his nature, which interest him in the fortune of others, and render their happiness necessary to him, though he derives nothing from it except the pleasure of seeing it.”
Über viele Jahre war Smith freundschaftlich mit Adam Ferguson verbunden, einem anderen schottischen Aufklärer, dessen Hauptwerk Essay on the History of Civil Society (1767) zu den historischen Grundlagen der Zivilgesellschaftsforschung gehört. Allerdings war diese Freundschaft zeitweise durch einen (wahrscheinlich berechtigten) Plagiatsvorwurf Smiths gegen Ferguson getrübt, bis kurz vor Smiths Tod eine Versöhnung stattfand. Der Einfluß von Smith ist in Fergusons Werk jedenfalls nicht zu übersehen.
Rupert Graf Strachwitz FRSA
Quelle Beitragsbild: Marvin Sacdalan, www.pexels.com