Zivil-militärische Zusammenarbeit in Krisengebieten

Opusculum 47 | 01.06.2011 | Aktuelle Forschungsergebnisse mit zivilgesellschaftlichem Fokus

1. Einleitung
Komplexe Probleme erfordern komplexe Lösungen: Unter dieser vereinfachenden Prämisse steht modernes Krisenmanagement. Besonders die starke Zunahme innerstaatlicher Konflikte und die neue Qualität des internationalen Terrorismus nach dem Ende des OstWest-Konflikts haben viele Staaten in den 1990er Jahren dazu bewogen, neue sicherheitspolitische Strategien zu entwickeln. Konflikte und Krisen zu regeln, zu „managen“ oder ihre Auswirkungen lediglich auf die regionale Ebene zu begrenzen zählen seitdem nicht
nur zu den zentralen Aufgaben zwischenstaatlicher Organisationen wie der Vereinten Nationen (VN), sondern vermehrt auch zu den Hauptbeschäftigungsfeldern militärischer Bündnisse wie der NATO.
Sicherheitspolitik hatte lange Zeit vor allem einen Fokus auf den Staat und den Einsatz von Militär. Doch spätestens seit den 1970er Jahren nahm die Politik auch Themen wie Migration, Umweltzerstörung und die Lebensgrundlage von Individuen zunehmend als sicherheitspolitische Felder wahr. So wurden diese Themen in bestimmten Kontexten vermehrt als ernste Bedrohungen internationaler Sicherheit empfunden, denen am besten pro-aktiv begegnet werden sollte. Besonders der internationale Terrorismus und Bürgerkriege, die ganze Regionen destabilisieren und im schlimmsten Fall sogar globale Folgen haben können, standen nun im Fokus des sicherheitspolitischen Handelns. In der Politikwissenschaft führte dies zur Erweiterung des klassischen Sicherheitsbegriffs um neue Dimensionen, Bedrohungen und Referenzobjekte (Daase 2009; Buzan et al. 1998; Wæver et al. 1993). Diese Entwicklung gipfelte schließlich in der Schaffung komplexer, pro-aktiver Sicherheitsstrategien: Demnach soll das Militär des 21. Jahrhunderts zusammen mit Hilfsorganisationen und lokalen Akteuren idealer Weise eine nachhaltige, alle Lebensbereiche umfassende menschliche wie militärische Sicherheit in Krisenregionen schaffen.