Der neue Bundesfreiwilligendienst

Opusculum 48 | 01.06.2011 | Eine kritische Bewertung aus Sicht der Zivilgesellschaft

Wozu ein neuer Bundesfreiwilligendienst?

Ein Kommentar von Rupert Graf Strachwitz 2

Ohne Verantwortung keine Freiheit! Zum freiheitlichen Gemeinwesen gehört die selbstermächtigte Übernahme von Aufgaben für das gemeine Wohl. Da diese wie andere lebensgestaltende Aufgaben der Einübung bedarf, ist alles, was die Bereitschaft von Bürgerinnen und Bürgern zum Engagement wecken, ermöglichen oder stärken kann, zu begrüßen. Seit Jahrzehnten dienen diesem Ziel unter anderem das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), das auch in Kultureinrichtungen abgeleistet werden kann, das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) und weitere Programme. Weniger geeignet erschien stets der Zivildienst, der als‚ Ersatzdienst‘ an die Wehrpflicht gekoppelt war. Zu dessen Durchführung entstand ein Bundesamt mit heute rd. 1.000 Beschäftigten, das die Steuerzahler rd. 100 Millionen € im Jahr kostet – wohlgemerkt nur die Verwaltungsbehörde, ohne die Leistungen für die Zivildienstleistenden und deren Einsatzstellen.

Zum 1. Juli 2011 wird nun die Wehrpflicht ausgesetzt. Damit fällt auch der Ersatzdienst weg. Es ist offenkundig, daß die Zeiten großer Armeen vorüber sind. Die Wehrpflicht wird also so bald nicht wiederkehren; auch der Abschied von den Zivildienstleistenden ist daher endgültig – für Einrichtungen, die die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkannt haben, ein bitteres Erwachen. Ihnen werden die jungen Männer fehlen, im Dienst ebenso wie im Budget, denn vollbezahlte Arbeitnehmer sind teuer.

Rupert Strachwitz

Dr. phil. Rupert Graf Strachwitz

Vorstandsmitglied der Maecenata Stiftung
rs@maecenata.eu

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