23.01.2023 | Kunst, Philanthropie und Klima
Das neue Jahr startet mit dem Themenmonat Januar, in dem das Transnational Giving Team das Schlaglicht auf den Nexus der Kultur und Gemeinnützigkeit richtet.
Über die Frage, was Kunst zur Kunst macht, lässt sich trefflich streiten. Objektive Kategorien dafür zu finden, was ein Gemälde, ein Musikstück oder auch ein literarisches Werk von einem handwerklichen Erzeugnis in die Sphäre der Kunst erhebt, scheint kaum möglich. Zudem sind Geschmäcker und Ausdrucksformen wechselhaft. Das zeigt etwa der momentane Boom digitaler Kunst in Form sogenannter „Non-Fungible Tokens“, besser bekannt unter der Abkürzung „NFTs“. Jüngst wurde ein solches NFT vom Auktionshaus Christie’s für über 69 Millionen US-Dollar versteigert. Ein beachtlicher Ertrag für ein Kunstformat, welches vor weniger als 10 Jahren begründet wurde und ausschließlich im virtuellen Raum existiert. Während die komplexe Kunstwelt von heute viele Fragen aufwirft, kann ein Umstand jedoch nicht infrage gestellt werden. Seit jeher war die Mehrheit schaffender Künstler:innen auf eines notwendig angewiesen: Aufträge und finanzielle Förderungen, nicht selten kamen und kommen diese von philanthropischen Stifter:innen.
„Kunst“ ist in Deutschland als „gemeinnützig“ und somit als dem Gemeinwohl dienend anerkannt. Darin drückt sich auch die identitätsstiftende Funktion von Kunst für die Gesellschaft aus. Heute ist indes der Fortbestand des Gemeinwohls als solcher bedroht, das betonen insbesondere Kima-Aktivist:innen. Ihr Argument lautet: Wenn wir – die Gesellschaft – dem Klimawandel nicht entschieden entgegenwirken, wird das zu einer Zerstörung unserer Mit- und Umwelt und somit auch zur Zerstörung gesellschaftlicher Systeme führen. Dann könnte auch das Gemeinwohl nicht mehr aufrechterhalten werden, die Pflege von Kunst und Kultur eingeschlossen. Das ist die Rechtfertigung für den derzeitigen Protest in Museen. Schließlich, so die Aktivist:innen, könnte man Kunst nicht genießen, wenn die Politik und Gesellschaft an anderen Stellen nicht umdächten, weshalb es wichtig sei, an Orten wie diesen ein Zeichen zu setzen.
Einige zivilgesellschaftliche Organisationen haben “umgedacht” und einen pragmatischen wie auch produktiven Umgang gefunden, dem Klimawandel und anderen gesellschaftlichen Herausforderungen mit Kunst zu begegnen: Die Organisation The Art Pledge, die auf ihrer Online-Plattform Kunstwerke verkauft, gibt beispielsweise einen Anteil ihrer Erlöse an Organisationen, die sich für die Agenda 2030 einsetzen. Eine weitere Organisation, die sich bereits vor über einem Jahrzehnt gründete, ist Earth Percent. An Earth Percent können vor allem (aber nicht ausschließlich) Musiker:innen einen Teil ihrer Einnahmen spenden, die der Bekämpfung des Klimawandels zugutekommen. So kann die als gemeinnützig anerkannte Kunst-Welt Erträge an einen weiteren gemeinnützigen Zweck weitergeben: Den Umweltschutz.
Philanthropie und Kunst stehen immer schon in einer Wechselbeziehung. Philanthropie ermöglicht oft künstlerisches Schaffen, während sich Künstler:innen nicht selten philanthropisch engagieren. Plattformen wie beispielsweise The Art Pledge oder Earth Percent ermöglichen hierbei einen zeitgemäßen und niedrigschwelligen Zugang, angepasst an die Herausforderungen der Gegenwart mit entsprechendem Fokus auf den Klimawandel. Philanthropie und Kunst – ein Bündnis mit langer Geschichte und vielversprechender Zukunft.