Weltweit ist der Dritte Sektor zu einem festen Bestandteil der Gesellschaft geworden. Häufig begrifflich mit Zivilgesellschaft gleichgesetzt, ist es jener Bereich zwischen Staat, Wirtschaft und privaten Familienzusammenhängen, in dem sich Menschen freiwillig zusammenschließen und die Organisationen der spezifischen Logik von Solidarität folgen. Dennoch gibt es beträchtliche Unterschiede hinsichtlich der Struktur und Größe des Sektors in den einzelnen Ländern. Er ist durch starke nationale Besonderheiten und Traditionen geprägt. Mehr über sie zu wissen bietet nicht nur Chancen den Kenntnishorizont zu erweitern und voneinander zu lernen, sondern durch das Aufzeigen von Veränderungen und Entwicklungen werden zugleich Anregungen für die notwendigen Gestaltungsprozesse geliefert, vor denen der Dritte Sektor in allen Ländern steht. Die Herausforderungen für Organisationen des Dritten Sektors sind nicht erst durch die Corona-Pandemie gewaltig. Es gilt Aspekte der Mission zu überdenken, sich neuen Aufgaben im Leistungsspektrum der Organisationen zu stellen, kontinuierlich Mittel zu akquirieren, Mitarbeitende, Mitglieder und Spender*innen zu halten und neue zu gewinnen. Die Liste der Herausforderungen ist lang und wird künftig nicht kürzer. Ein Blick in die nationalen Erfolge, Erfahrungen und Probleme über die nationalen Grenzen hinweg kann hilfreich für eigene Gestaltungsprozesse sein. Unser Wissen zum Dritten Sektor in einzelnen Ländern ist noch immer sehr dürftig. Die Datenlage ist lückenhaft und nicht einheitlich. Die großen Fortschritte, die in den 1990er Jahren unter anderem mit dem international vergleichenden Johns Hopkins Project erreicht wurden, fanden keine kontinuierliche Fortsetzung. Insofern ist es von fundamentaler Bedeutung in diesem Bereich weitere Analysen vorzunehmen.
Das Maecenata Institut stellt sich dieser Aufgabe in verschiedener Hinsicht. Die vorliegende Veröffentlichung in der Opusculum-Reihe ist eine von vier Themenheften, die sich in Form von einzelnen Länderberichten mit der Analyse des Dritten Sektors in ausgewählten Ländern Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas befassen. Die Länderanalysen belegen zum einen die Vielfalt der Organisationslandschaft sowie die Ausgestaltung von zivilgesellschaftlichem Engagement. Neben der starken Pfadabhängigkeit nationaler Eigenheiten zeigen sie zum anderen die universellen Notwendigkeiten der Schaffung von strukturellen Rahmenbedingungen, denen dieser Sektor bedarf, sei es in seinem Finanzierungsaufbau oder in einem funktionierenden Rechtsrahmen.
Die Grundlagen für die Manuskripte sind im Rahmen der Lehrveranstaltung im Wintersemester 2019/2020 „Funktionen und Strukturen des Dritten Sektors in internationaler Perspektive“ des hochschulübergreifenden Studiengangs “Nonprofit-Management und Public Governance” der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin entstanden.
Wir danken den Autoren für die zur Verfügungstellung ihrer Manuskripte zur Publikation.
Als Herausgeberinnen: Dr. Siri Hummel/Dr. sc. Eckhard Priller