Die Stiftung als Unternehmung und Investor

Opusculum 114 | 01.04.2018 | Ergebnis des Workshops „Die Stiftung als Unternehmung und Investor“, welcher vom Bundesverband Deutscher Stiftungen und dem Maecenata Institut für Philanthropie und Zivilgesellschaft am 8. Januar 2018 durchgeführt wurde. 

 

Vorwort

Es ist eine Binsenweisheit, dass der Blick in die Vergangenheit das Bewusstsein für Gegenwart und Zukunft schärft. Was Sie aber auf den folgenden Seiten lesen können, ist alles andere als trivial. Gleich nach dem Jahreswechsel 2017/18 fand im Bundesverband ein ungewöhnliches Gipfeltreffen statt, das Geschichtswissenschaft und Stiftungspraxis in einem Bogen über Jahrhunderte verband – und den Blick öffnete für die nächste Zeitenwende.

Stiftungen gibt es, solange Menschen Überschüsse erwirtschaften und sie einem gesellschaftlichen Zweck widmen – über die Grenzen von Jahrtausenden, Kontinenten und Religionen hinweg. Stiftungen waren immer wieder Unternehmer und Investoren, und immer wieder Institutionen von Vielen statt nur von Wenigen. Überraschend sind dabei heute vergessene Formen des Stiftens wie die gemeinwohlorientierten Aktiengesellschaften, mit denen im 19. Jahrhundert überall in Deutschland neue Wohnviertel, Kultureinrichtungen sowie Zoologische Gärten errichtet wurden.

Viele Entwicklungen, die heute das Stiften verändern, sind im Weitwinkel der Geschichte eher Wiederentdeckungen als Neuland: Crowdfunding finanzierte im Mittelalter viele Kirchenbauten, Mission Related Investing war die Regel, partizipative Förderstrategien oder Stiftungen auf Zeit haben viele Vorbilder. Selbst einen guten Teil moderner Stiftungskritik kann man schon in der Encyclopédie nachlesen, in der Anne Robert Jacques Turgot (der später französischer Finanzminister wurde) das Relikt zur Abschaffung empfiehlt – vor 250 Jahren.

Stiftungen verändern sich schneller als wir denken. Immer schon. Wer mit den Schubladen von heute an die Geschichte heran geht, versteht sie falsch. Wer damit in die Zukunft geht, wird sie nicht gewinnen. “Ich glaube, die aktuellen Veränderungen sind die zweite große Transformation in Stiftungen seit der Achsenzeit “, lautete die Einschätzung eines Referenten. Das ist selbst für Historiker eine große Ansage, denn Karl Jaspers verortete sie 800-200 vor Christus.

Das Maecenata Institut und der Bundesverband Deutscher Stiftungen freuen Sich, Sie mit auf eine Reise mitzunehmen, die Sie hoffentlich so inspiriert wie uns und alle Teilnehmer an dem Treffen, denen wir herzlich für ihr Engagement danken.