Flüchtlingshilfe und sorgende Gemeinschaft

Opusculum 103 | 01.08.2017 | Kirchengemeinden auf dem Weg in die Zivilgesellschaft

Einleitung

Immer wenn ein Thema auf der Diskurs-Agenda nach oben rutscht, entsteht der Eindruck, die Theorie liefere das Gerüst zu einer Wirklichkeitsveränderung. Im Allgemeinen täuscht dieser Eindruck. So auch beim Thema Kirche und Zivilgesellschaft. Es wird mehr diskutiert als früher, aber es ist in der Wirklichkeit nur partiell angekommen. Die Flüchtlingshilfe hat einen Schub ausgelöst, zu diskutieren bleibt, wie weit sie zu einer dauerhaften Veränderung engagierter Kirchengemeinden führt. Und wo die Grenzen liegen. Dazu werden nachfolgend Aspekte, Vorschläge und Positionen geliefert, die – das jedenfalls ist die Absicht – klärend bei Positionsdebatten auf kirchengemeindlicher und -bezirklicher Ebene sein können. Ich habe mich auf Gespräche mit Kommunikations- und Zivilgesellschafts-Experten fokussiert, der Schwerpunkt der Ausführungen liegt in diesem Beitrag auf den Kommunikationsaspekten. Entlang eines Hypothesenkatalogs und einer Leitfragensammlung habe ich, zumeist am jeweiligen Arbeitsort des Gesprächspartners, mindestens einstündige Gespräche mit diesen Kommunikationsexperten geführt. Es liegen 12 Mitschriften vor, aus denen ich im Folgenden zitiere. Die Auswahl geschah nach Zugang und Vertrauen. Als ehemaliger Hauptgeschäftsführer des Agenturverbandes GWA, der sich seit einigen Jahren mit Lust und Energie in den zivilgesellschaftlichen Diskurs begeben hat, kenne ich fast alle Protagonisten sehr lange. Ich habe mich dabei aber auch um einen in etwa repräsentativen Mix der Branche, Wissenschaft eingeschlossen, bemüht. Biografische Notizen zu den Gesprächspartnern im Anhang. Diesem Text soll ein längerer folgen1. Nicht zuletzt deswegen bin ich sehr an kritischen Anmerkungen interessiert.

1 Der nachfolgende Text nimmt Passagen aus kürzeren veröffentlichten Beiträgen von mir auf, die nicht gesondert ausgewiesen sind. Vergl. hierzu das Literaturverzeichnis