1. Einleitung
Europa befindet sich im Wandel. Als Resultat dessen werden Notwendigkeiten für Reformen evoziert, wohin das Auge reicht; in der Politik, der Kultur, der Wirtschaft. Alt Bewährtes scheint nicht mehr zu funktionieren und die Aussicht auf Neues erscheint nicht besonders erfolgversprechend. Der Fortschritt der Technik, der Globalisierung, der weltweiten Vernetzung nimmt ihren Lauf und es gibt Anzeichen, dass unsere Gesellschaft den Herausforderungen nicht mehr gewachsen sein könnte.
Kaum eines der vielen Bilder der Gesellschaft, die in den Medien gezeichnet werden, kommt ohne die Semantik der Krise aus. Künstler, Politiker, Unternehmer und Bürger werden derzeit vor Herausforderungen gestellt, von denen man behaupten kann, dass sie in dieser Form noch nie vorhanden waren. Die negativen Folgen der Globalisierung sind in aller Munde; sie weisen Tendenzen auf, deren Komplexität die Befürchtung nährt, dass sie ins Unermessliche steigen könnten. Der Wandel der Gesellschaft ist offensichtlich.
Wie soll mit dieser Situation umgegangen werden? Frühere Autoritätsinstanzen und Institutionen gestehen ihre Schwäche ein und versuchen, dem Problemlösungsprozess durch die Einbeziehung externer Meinungen eine Chance zu geben. Doch auch diese Rechnung droht nicht aufzugehen, wenn man bedenkt, wie langwierig und schleppend beispielsweise der Versuch zur Rettung des Euroraumes von statten geht und wie ungewiss sein Ausgang ist. Wie oder was kann also dazu beitragen, eine Gesellschaft aufzufangen, die sich auf altbewährte Mittel nicht mehr verlassen kann?
Die vorliegende Arbeit basiert auf der von Luhmann formulierten Annahme, dass durch die Einführung des Computers in die Gesellschaft ein Bruch entsteht. Dieser verlangt von ihr, Strukturen herzustellen, die es vermögen, mit den einhergehenden Veränderungen umzugehen. Der Fokus liegt dabei auf Organisationen, da davon ausgegangen wird, dass in diesen neue Formen erprobt werden können, die einen Umgang mit strukturellen Änderungen ermöglichen. Luhmanns These folgend findet in Organisationen Gesellschaft statt und vice versa. Gesellschaft umfasst jegliche Kommunikation und verfügt in Organisationen über das Potential, einen Umgang mit strukturellen Veränderungen der Gesellschaft zu erproben (vgl. Luhmann 1988; 2006).
Mittels einer systemtheoretischen Analyse wird die Hierarchie als Organisationsform der Moderne analysiert, um sie sodann in Differenz zur Heterarchie zu setzen, von der angenommen wird, dass sie eine geeignete Organisationsform darstellt, die der sich im Wandel befindenden Gesellschaft gerecht wird.
Dazu wird eine kurze Einführung in die System-Umwelt-Differenzierung gegeben, die dazu dient, ein Verständnis für die Grundlage der Arbeit zu verschaffen. Aufbauend auf dieser lässt sich dann erklären, wie sich Systeme in Relation zu ihrer Umwelt konstituieren – wie sich also Organisationen zu einer Gesellschaftsform verhalten, in der sie sich manifestieren. Wichtig dabei ist die These Luhmanns, nach der die Einführung des Computers als neues Verbreitungsmedium in die Gesellschaft dieselbe mit einem nie zuvor dagewesenen Sinnüberschuss überfordert und dadurch nach neuen Kulturformen verlangt, die den Umgang mit dieser Situation ermöglichen. Dabei wird angenommen, dass der Computer das Gewicht zugunsten der Hierarchie verschiebt.