Der lange Weg der sozialen Innovation – Wie Stiftungen zum sozialen Wandel im Feld der Bildungs- und Sozialpolitik beitragen können

Opusculum 21 | 01.11.2006 | Eine Fallstudie zur Innovationskraft der Freudenberg Stiftung

 

Einleitung

Innovation ist im politischen Alltag zur verbrauchten Worthülse geworden, hinter der sich häufig nicht allzu viel verbirgt. Zyklisch wiederkehrend werden damit schnell vergängliche Erlösungshoffnungen transportiert. Ein fader Beigeschmack der sportlichen Jagd nach dem ewig Neuen, vermeintlich stets Besseren, haftet dem suggestiven Begriff an. Dabei meint soziale Innovation, beheimatet im soziologischen Konzept des sozialen Wandels nach Zapf (1989) und Gillwald (2000), sinngemäß die langwierige und folgenreiche Neuordnung gesellschaftlicher Denk- und Handlungsmuster zwecks verbesserter Lösung gesellschaftlicher Schlüsselprobleme. Und verlangt damit tatkräftiges unternehmerisches Handeln zur Ingangsetzung von Innovationsprozessen und geradezu Mut, unmodern zu wirken, um solange an der Verstetigung einer Neuerung zu arbeiten, bis sie zur problemlösenden Regelpraxis geworden ist. Angesichts sich derzeit in der Bundesrepublik anhäufender Krisenphänomene haben Stiftungen eine wachsende gesellschaftspolitische Verantwortung, ihre steuerbegünstigten Ressourcen stärker zur wirksamen Problembewältigung einzusetzen. So können Stiftungen – wenn auch in beschränktem Umfang – zur dringend notwendigen sachlichen, räumlichen und sozialen Teilung gesellschaftlicher Probleme beitragen, die dadurch ihr überwältigendes Ausmaß verlieren. Wie schwierig und voraussetzungsvoll das Verstetigen wegweisender Neuerungen in staatsnahen Regelungsfeldern wie z. B. der Bildungs- und Sozialpolitik durch einen Akteur gesellschaftlicher Selbstorganisation mit begrenzten Ressourcen ist, zeigt die Rekonstruktion der Produktion sozialer Innovation durch die hier näher betrachtete Freudenberg Stiftung. Doch zunächst werden trotz hinlänglicher Bekanntheit aktuelle Problemfelder noch einmal beleuchtet, die den derzeitigen gesellschaftlichen Innovationsbedarf vor Augen führen. Dem Blick auf Schub- und Gegenkräfte des Innovationspotenzials der Freudenberg Stiftung vorangestellt ist eine Zusammenschau verallgemeinerbarer Voraussetzungen, die Stiftungen erfüllen müssen, wenn sie ihre Neuordnungsmuster gegen etablierte Interessen, Trägheit und eigene Ungewissheit in lang andauernden Aushandlungsprozessen durchsetzen wollen.