Jahresbericht 2023 – Rückblick auf das Jahr 2023 der Maecenata Stiftung

28.10.2024 I In unserem Jahresbericht finden Sie allgemeine Informationen über uns als Stiftung und zu unseren Schwerpunktthemen des vergangenen Jahres. Darüber hinaus finden Sie Inhalte zu besonderen Projekten, Veranstaltungen sowie über unsere Organisationsstruktur, Netzwerke und Förderpartnerschaften.

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Vorwort

Zeitenwende ist wohl ein zu unbestimmter Begriff, um zu beschreiben, auf was wir zurückblicken, was wir durchleben, was wir zu erwarten haben. Corona ist als Pandemie überwunden, aber die Nachwirkungen sind hochaktuell: der Verlust an Gemeinschaft durch das Wegbrechen und die Schwierigkeiten von freiwilligen Gemeinschaften an allererster Stelle. Dieser Verlust erhöht die gesellschaftlichen Spannungen und läßt sich nicht wegverwalten; Politik, Verwaltung, Medien könnten allerdings dazu beitragen, ihn zu überwinden, wenn sie denn wollten. Für Maecenata als Think Tank sind communities of choice ein zentrales Thema.

Der am 24. Februar 2022 von Russland begonnene Krieg gegen die Ukraine ist nicht beendet. Unsere Solidarität mit den bedrängten europäischen Nachbarn ist genauso gefragt wie vor zwei Jahren. Für Maecenata bleibt wichtig zu vermitteln, wie es der Zivilgesellschaft in der Ukraine ergeht und dieser zu helfen, sich zu behaupten. Der Wiederaufbau der freien Ukraine kann nur mit einer aktiven Beteiligung einer starken Zivilgesellschaft gelingen.

Seit dem 7. Oktober 2023 herrscht Krieg im Nahen Osten. Wir können dazu nicht schweigen und blicken auf eine Zivilgesellschaft in Palästina und Israel ebenso wie in Deutschland, die zerrissen ist wie nie zuvor. Es bleibt das Ziel von Maecenata, aus der internationalen Zivilgesellschaft heraus einen Beitrag zur Versöhnung leisten, so klein er auch scheinen  mag. Mit einer im Oktober 2023 vorgelegten Studie zum muslimischen Stiftungswesen in Deutschland und einem ebenfalls seit Oktober 2023 vom MENA Study Centre der Stiftung verantworteten interdisziplinären, auf Deutschland fokussierten Gesprächs- und Publikationsprojekt setzen wir das um.

Maecenata ist nicht auf Fördermittel aus Steuergeldern angewiesen, aber wir hatten mit vielen gehofft, von der Bundesregierung, die im Dezember 2021 große Ankündigungen gemacht hatte, was sie „mit der Zivilgesellschaft“ alles tun wolle, Hilfe durch die Reform der Rahmenbedingungen zu erhalten, ja diese vielleicht mitgestalten zu können. Die Hoffnung trog, im Gegenteil: Wie eine 2023 vorgelegte mehrjährige europaweite Untersuchung des Maecenata Instituts deutlich zeigt, ist der bürgerschaftliche Raum in Deutschland ebenso gefährdet wie in anderen europäischen Ländern und eben keineswegs nur in denen, die einem in diesem Zusammnhang sofort einfallen. Anders als im Ausland hat sich bei Politik und Medien in Deutschland zudem noch immer nicht die Erkenntnis durchgesetzt, daß der Begriff Zivilgesellschaft eine Arena bezeichnet, die neben Markt und Staat den öffentlichen Raum gestaltet.

In diesem Umfeld haben wir 2023 gearbeitet, 35 Jahre nach Gründung des ersten Maecenata, 27 Jahre nach Gründung des Maecenata Instituts und 14 Jahre nach Gründung der Maecenata Stiftung als Dach. Wir freuen uns, dokumentieren zu können, daß wir im Berichtsjahr 13 Opuscula, 8 Veröffentlichungen in der Reihe Observatorium, 1 Buch in der wissenschaftliche Buchreihe Maecenata Schriften im Verlag De Gruyter (Berlin/Boston), dazu zahlreiche Beiträge von Team-Mitgliedern in Sammelbänden und Journalen veröffentlichen konnten. Seit Beginn umfaßt die wissenschaftliche Buchreihe 22 Bände, die Opuscula-Reihe (Stand Juni 2024) 193 Ausgaben, die Reihe Observatorium 75 Ausgaben, die Reihe Europa-Bottom-Up 29 Ausgaben. Hinzu kommen 17 Ausgaben der früheren gedruckten Reihe Arbeitshefte des Maecenata Instituts und 32 Einzelveröffentlichungen im Maecenata Verlag, deren Weiterführung längst der Digitalisierung zum Opfer gefallen sind.

In internationalen, europäischen und deutschen Gremien und Verbänden hat sich Maecenata wie schon seit langem im Berichtsjahr aktiv eingebracht, etwa in der International Society of Third Sector Research (ISTR), im europäischen Stiftungsverband PHILEA, im Bundesverband Deutscher Stiftungen oder in der Initiative Transparente Zivilgesellschaft (ITZ). Bei mehreren größeren und kleineren Veranstaltungen (bei uns Symposium, Forum und Colloquium genannt) konnten eigene Forschungsergebnisse vorgestellt und Gästen die Möglichkeit geboten werden, ihre zu präsentieren. Beispielsweise wurde über ‚Schenken an die Gesellschaft‘, über den ‚Shrinking Civic Space in Europe‘ oder, anläßlich des 80. Geburtstags von Prof. Udo Steinbach, über das Thema ‚Zeitenwende – auch im Nahen Osten‘ diskutiert.

Experten referierten in internen Colloquia zu aktuellen Herausforderungen, mit denen die Stiftung konfrontiert ist, etwa zum Fragenkomplex Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung. Im Rahmen unseres Spenderunterstützungsprogramms Transnational Giving, das auf unverändert hohem Niveau deutschen Spendern hilft, Spenden steuerbegünstigt ins Ausland zu transferieren und deutschen Organisationen ermöglicht, ausländischen Spendern ein entsprechendes Angebot zu machen, ist die korrekte Umsetzung der immer komplizierter werdenden Regelwerke  zur Vermeidung von Geldwäsche oder Terrorismusfinanzierung die unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche (und gesetzestreue) Arbeit. Dabei hilft uns der in der Stiftung gebündelte enge Bezug zwischen Forschung, Politik und Praxis. Seit Beginn konnten fast 200 Millionen Euro in diesem Programm vermittelt werden.

Eine wichtige Veränderung brachte der Stiftung im Berichtsjahr die neue Leitung unserer außeruniversitären Forschungseinrichtung: Am 21. März 2023 hat Dr. Siri Hummel als Direktorin die Leitung des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft übernommen. Noch bis 6. Mai 2024 behielt Gründer Rupert Graf Strachwitz das Amt des geschäftsführenden Vorstands der Stiftung und die Leitung des Tocqueville Forums. Dann gab es auch hier den lange vorbereiteten Wechsel zu Ansgar Gessner. Graf Strachwitz bleibt jedoch im Vorstand und als Senior Strategic Advisor für Maecenata  aktiv.

Im Berichtsjahr hat es bei Maecenata weitere personelle Veränderungen gegeben. Unverändert bestand das Team aber zum 31. Dezember 2023 insgesamt aus 21 ehren- und hauptamtlichen Funktionsträgern und ehren- und hauptamtlichen sowie studentischen Mitarbeitenden. Darüber, was diese geleistet haben, gibt der nachfolgende Bericht Auskunft. Dem Vorstand ist es ein besonderes Anliegen, ihnen allen an dieser Stelle für ihren Einsatz zu danken, ebenso ihren Förderern und Freunden, ohne deren Unterstützung keine Projekte durchgeführt werden könnten.

Maecenata blickt selbstbewußt in die Zukunft. Alte und neue Themen warten darauf, angepackt zu werden. An erster Stelle steht die Herausforderung, unsere offene, auf Menschen- und Bürgerrechten, der Herrschaft des Rechts, der Demokratie und unseren kulturellen Traditionen aufbauende Gesellschaft (so von der UNO und vom Europarat vor Jahrzehnten definiert) nicht nur zu bewahren, sondern sie weiterzuentwickeln, damit sie gegen alle Feinde resilient bleibt, damit wir alle den Epochenwechsel, der gerade stattfindet, so bewältigen, daß wir in einer freien und offenen Gesellschaft herauskommen. Wir sind davon überzeugt, daß dies nur mit einer starken Zivilgesellschaft erreichbar ist. In dieser Überzeugung will Maecenata an dieser Entwicklung auch in Zukunft mitarbeiten. Wir hoffen darauf, daß wir dafür weiterhin die Unterstützung von Philanthropen und Stiftungen, von zivilgesellschaftlichen Verbänden und Organisationen, aber auch von Bürgerinnen und Bürgern erhalten – und daß wir genügend gute Ideen dafür entwickeln.

München/Berlin, im Oktober 2024

Ansgar Gessner                                                                               Dr. Rupert Graf Strachwitz
Geschäftsführendes Mitglied des Vorstands                      Mitglied des Vorstands und Senior Strategic Advisor