22.07.2024 | Engagement auf den Balearen
Für viele Menschen steht der Juli, der in sämtlichen Bundesländern auch Ferienzeit ist, sinnbildlich für den Sommerurlaub: Die Reise in nahe und ferne Länder, in das Bekannte und Unbekannte. Ist es nun der Wunsch nach Auszeit und Tapetenwechsel, treibendes Fernweh oder die Sehnsucht nach anderen Kulturen – die Gründe in den Flieger zu steigen sind vielfältig. Doch des Einen ersehnte Urlaubsparadies ist des Anderen Heimat. Dabei sind die Menschen und Gegebenheiten vor Ort oft so vielfältig, wie die Motivatoren zu reisen. Gerade deshalb sollten sich Reisende stets dessen bewusst sein, welche Unterschiede es gibt, hinsichtlich vorhandener Privilegien, der Sozialisierung und kultureller Prägungen, denn Reisen bedeutet gewissermaßen auch Verantwortung. Wie die europäische Zivilgesellschaft auf die aufeinanderprallenden Realitäten des Tourismus reagiert, darauf soll sich dieses Schlaglicht richten.
Das beliebteste Reiseziel der Deutschen im Ausland ist Spanien, insbesondere dessen Balearischen Inselgruppen – allen voran Mallorca. Das Verhalten der feierwütigen Reisegruppen am sogenannte „Ballermann“ jedoch verschafft Tourist:innen bei vielen Einheimischen einen unrühmlichen Ruf. Und von den Vorzügen des Geldes, das die Reisenden eigentlich in die einheimischen Kassen spülen sollten, können leider nur wenige profitieren. So zeigte ein 2019 vom Balearic Office for Children & Adolescents veröffentlichter Report, dass jedes 5. Kind auf den Balearen von Armut bedroht ist.
Diesen Sachbestand erkannte die lokale Zivilgesellschaft und reagierte im Sinne betroffener junger Menschen. So wurde im Jahr 2015 die Fundación JoyRon (welche über das Transnational Giving Programm hier unterstützt werden kann) gegründet. Entscheidend ist, dass sich die Organisation nicht in die Abhängigkeit vom Tourismus begibt – viel mehr kooperiert sie mit ansässigen Unternehmen und lässt sich facettenreiche Kampagnen einfallen, um für ihre Arbeit und Themen zu sensibilisieren.
Ihre Ansätze zur Unterstützung junger Menschen sind vielfältig: Vonder kurz- und langfristigen Förderung und Unterstützung einzelner Individuen, über die Schaffung von institutionalisierten Angeboten, wie eines Jugendkinos in einem Krankenhaus, ein Jugendheim, mit psychiatrischen Angeboten in Palma, oder Wasserzentren für Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichen Krankheitsbildern, die von den dortigen Aquatherapie-Übungen profitieren können. Und nicht bloß solch soziale, sondern auch ökologische Initiativen wie die Organisation Save The Med (Spendenlink) zeigen, dass das Bewusstsein für die Herausforderungen der Region wächst. Save The Med setzt sich für den Schutz des Mittelmeers und seiner Ökosysteme ein. Die Organisation arbeiten daran, Plastikverschmutzung zu reduzieren, Meeresschutzgebiete zu fördern und das Bewusstsein für Umweltthemen zu schärfen.
Privilegien gehen mit Verantwortung einher, denn eine Reise erfolgt nie in den luftleeren Raum. So spektakulär und einladend eine Reise sein kann, so ist sie oft auch eine Konfrontation mit unterschiedlichen Lebensrealitäten. Wer in diesem Moment weder wegschaut noch in eine Starre verfällt, hat die Chance authentische Eindrücke zu kriegen und die bereiste Region in all ihren Facetten und ihrer Menschlichkeit kennenzulernen, wobei mit dem eigenen Reisebudget auch noch Gutes bewirkt werden kann.