Ein Rückblick auf Maecenata und ihren Gründer Rupert Graf Strachwitz

10.04.2024 |

Rupert Graf Strachwitz, geboren 1947, studierte Politikwissenschaft, Geschichte und Kunstgeschichte an der Colgate University (USA) und der Universität München und wurde an der Universität Münster zum Dr. phil. promoviert. Nach Berufsstationen in einer großen internationalen NGO und als Leiter einer privaten Verwaltung gründete er 1989 eine auf gemeinnützige Organisationen und Stiftungen spezialisierte Beratungsgesellschaft unter dem Namen Maecenata. Einer der ersten Aufträge, die der junge Start-Up bekam, war die Erstellung eines Verzeichnisses der deutschen Stiftungen – zum ersten Mal seit vor dem 1. Weltkrieg. Die Arbeit daran brachte Maecenata mit dem damaligen European Foundation Centre in Brüssel und mit dem Johns Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project, einem internationalen vergleichenden Forschungsprojekt, in Verbindung. Die Folge war eine deutliche Hinwendung zur Forschung. Folgerichtig wurde 1997 das Maecenata Institut als eigenständige außeruniversitäre Forschungseinrichtung gegründet. Großzügige Förderung durch Atlantic Philanthropies, die Robert Bosch Stiftung und andere und die Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung bei einem Projekt, das die Reform des Stiftungs- und Gemeinnützigkeitsrechts voranbringen sollte, ermöglichten diesem Teil von Maecenata einen raschen Aufschwung. 1999 wurde Strachwitz zum Mitglied der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestags zur Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements berufen, die 2002 ihren Abschlußbericht vorlegte. Seit die-ser Zeit war und ist Strachwitz immer wieder im In- und Ausland als Sachverständiger und Gutachter bei Fragen zur Zivilgesellschaft und Philanthropie, zum Stiftungs- und Gemeinnützigkeitsrecht, zum bürgerschaftlichen Engagement und verwandten Fragestellungen tätig.

2001 schuf Maecenata einen deutschen Partner für das 1999 gegründete europäische Netzwerk Transnational Giving Europe, das sich vor allem der ermöglichung von Spenden über nationale Grenzen hinweg widmet. Dieser wurde zunächst als eingetragener Verein eingerichtet und 2011 zusammen mit dem Maecenata Institut in die neu gegründete gemeinnützige und rechtsfähige Maecenata Stiftung aufgenommen, als die Beratungsgesellschaft Maecenata Management verkauft wurde. Die Stiftung bildet seither das rechtliche Dach für alle Maecenata-Aktivitäten. Sie hat ihren Sitz nach wie vor in München, aber alles wird vom Hauptstadtbüro in Berlin aus geleitet und durchgeführt. Die Arbeit wird von rd. 20 ehrenamtlichen, hauptamtlichen und studentischen Mitarbeitenden geleistet. Seit 2011 ist die Arbeit der Stiftung u.a. von der Volkswagen Stiftung, der Gulbenkian Foundation, dem Carnegie UK Trust, von Open Society Founda-tions, von der Kurt-und-Maria-Dohle Stiftung und vor allem von Porticus maßgeblich gefördert worden.

Die Maecenata Stiftung sieht sich als pro-aktiver Think Tank. Zu ihren Programmen gehört heute neben dem Maecenata Institut und dem Transnational Giving Programm auch das Tocqueville Forum, das sich insbesondere der Politikberatung, der europäischen Netzwerkbildung und der Forschungsunterstützung widmet sowie das MENA Study Centre, das sich auf die teilnehmende Beobachtung von Entwicklungen im Nahen Osten konzentriert.

Bis heute hat Maecenata weit über 300 Publikationen vorgelegt – in drei eigenen Online-Reihen und einer wissenschaftlichen Buchreihe. Außerdem haben Mitarbeitende und Partner in zahlreichen wissenschaftlichen und sonstigen Zeitschriften, Sammelbänden international Forschungsergebnisse, Stellungnahmen und Einschätzungen veröffentlicht. Zu den zahlreichen Forschungsprojekten, die unter Leitung von Strachwitz realisiert wurden, gehörten unter anderen:

  • Reformen des Stiftungs- und Gemeinnützigkeitsrechts
  • Die Stiftung als Paradox
  • Philanthropy Insight
  • Stadtentwicklung und Zivilgesellschaft
  • Religionsgemeinschaften und Zivilgesellschaft in Europa
  • Der Shrinking Civic Space in Europa § Schenken an die Gesellschaft
  • Muslimische Philanthropie

Strachwitz und mehrere seiner Kolleginnen und Kollegen lehren an Hochschulen in Deutschland und tragen weltweit bei wissenschaftlichen und anderen Veranstaltungen vor. Obwohl die wissenschaftliche, publizistische und politik-beratende Arbeit im Vordergrund steht, trägt auch das Transnational Giving Programm wesentlich zur Erfüllung des Stiftungszwecks bei. Seit Maecenata dem europäischen Netzwerk vor über 20 Jahren beigetreten ist, wurden rd. 190 Millionen Euro an zweckgebundenen Spenden entgegengenommen und als Fördermittel an Empfänger im Ausland vergeben. Zu diesen gehören unter anderen das World Food Programme der Vereinten Nationen und zahlreiche amerikanische und britische Universitäten ebenso wie Grass-Roots-Organisationen auf der Südhalbkugel.

Maecenata ist insgesamt von jeher stark europäisch und international ausgerichtet. Zudem hat Strachwitz dem interkulturellen und interreligiösen Dialog und der MENA-Region stets besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Muslimische Philanthropie hat seit vielen Jahren im Spektrum der Aktivitäten einen besonderen Stellenwert; daraus sind mehrfach Projekte und Publikationen entstanden. Sein besonderes Interesse galt außerdem der internationalen Zivilgesellschaftsforschung. Daher ist Maecenata seit ihrer Gründung ein aktives Mitglied der International Society for Third Sector Research mit Sitz in Baltimore, MD (USA). Strachwitz ist auch Associate des Centre for the Study of Philanthropy and the Public Good der Universität St. Andrews (Schottland). Er war und ist Mitglied zahlreicher Vorstände, Stiftungsräte und Aufsichtsräte, u.a. bei der Fondazione Cariplo, Mailand, dem International Rescue Committee Deutschland, der Deutsch-Britischen Gesellschaft und der Initiative Transparente Zivilgesellschaft. Sein Publikationsverzeichnis umfaßt über 700 Einträge.

Strachwitz beabsichtigt nicht, sich vollkommen zurückzuziehen, auch wenn er die Leitung eines inzwischen angesehenen und ausgewiesenen Think Tanks in jüngere Hände legen will. Nachdem schon 2023 Dr. Siri Hummel die Leitung des Maecenata Instituts von ihm übernommen hat, wird Ansgar Gessner am 6. Mai die Leitung der Trägerstiftung als geschäftsführendes Vorstandsmitglied übernehmen. Er selbst bleibt als 2. Vorstandsmitglied und Senior Strategic Advisor an Bord, wird sein Interesse an der Zivilgesellschaft und vor allem an dem Beitrag aufrechterhalten, den die Zivilgesellschaft zur Verbesserung der Resilienz der Demokratie leisten kann. Das Schreiben und das Vortragen werden ihn weiter beschäftigen, und wenn seine Erfahrung und Sachkunde noch gebraucht werden, steht er gern zur Verfügung.

Rupert Strachwitz

Dr. phil. Rupert Graf Strachwitz

Vorstand der Maecenata Stiftung
rs@maecenata.eu

>> Alle Beiträge von Dr. phil. Rupert Graf Strachwitz