Krach zwischen BMI und DOSB

07.03.2024 | Stellungnahme von Rupert Graf Strachwitz

Jahrzehntelang standen der Deutsche Olympische Sportbund und seine Vorgänger in dem Ruf, über exzellente Verbindungen zur Politik im allgemeinen und zum zuständigen Bundesinnenministerium im besonderen zu verfügen. Wenn etwas zu klären war, telephonierten Präsident und Minister, und die Sache war schnell erledigt. Schon in den letzten Jahren war dies nicht mehr so. Im Streit um die Förderung des Spitzensports scheint die Allianz zwischen dem deutschen Staat und einer der wichtigsten zivilgesellschaftlichen Organisationen des Landes endgültig zerbrochen zu sein. Was kleinere ZGO schon immer erleiden mußten, trifft dank des Machtanspruchs des Staates nun auch einen großen. Wie die Presse berichtet, beansprucht das BMI die Entscheidungshoheit in allen wesentlichen Fragen und will das in einem neuen Sportfördergesetz verankern. Mit einer neuen Agentur und einer neuen Zuständigkeit des Bundesverwaltungsamts sollen dies umgesetzt werden. Von gleicher Augenhöhe ist dabei nicht die Rede. Empört hat jetzt der DOSB die Zusammenarbeit mit dem BMI in dieser Frage aufgekündigt.

Indem Politik und Verwaltung einen der loyalsten Partner aus der Zivilgesellschaft vor den Kopf stoßen, scheinen sie jede Vorstellung von einer offenen Gesellschaft, von einer Verteilung der Aufgaben zwischen Zivilgesellschaft und Staat über Bord geworfen zu haben. Was steckt wohl für ein Konzept dahinter, wenn ein Verband, der wie kaum ein anderer für bürgerschaftliches Engagement, die Bildung von freiwilligen Gemeinschaften und andere dringendst notwendige Werte einer Demokratie steht, der dem Machtstreben der Verwaltung (und wohl auch den PR-Bedürfnissen der Politikerinnen) geopfert wird?

Der organisierte Sport hat in der Vergangenheit gewiß nicht immer die Fahne einer unabhängigen Zivilgesellschaft so hoch gehalten, wie sich das andere Akteure vielleicht gewünscht hätten. Trotzdem ist Schadenfreude jetzt gewiß nicht angebracht. Im Kampf gegen die Bürokratiemonster und die gar nicht mehr so schleichende Unterjochung allen Handelns unter die Herrschaft eines immer weiter ausufernden Staates ist vielmehr Solidarität das Gebot der Stunde. Sport gehört ebenso wie vieles andere in den Bereich des bürgerschaftlichen Raums.  Wenn der Staat diesen mit Steuergeldern fördern will und das Parlament dem zustimmt, soll er das tun. Regieren darf er ihn nicht.

Rupert Strachwitz

Dr. phil. Rupert Graf Strachwitz

Vorstand der Maecenata Stiftung
rs@maecenata.eu

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