TG Schlaglicht: Obdachlosigkeit

19.02.2024 | Aufruf zur Menschlichkeit 

Das Fehlen eines festen Wohnsitzes birgt nicht nur physische Entbehrungen, sondern oft auch menschliche Isolation. In der Obdachlosigkeit werden die Selbstverständlichkeiten der Mehrheitsgesellschaft zu unerreichbaren Privilegien: Ein Ort zum Ausruhen, ein eigener Raum der Privatsphäre oder eine Adresse, notwendig für berufliche Perspektiven – all das sind Grundbedingungen, um in dieser Gesellschaft funktionieren zu können. Und es sind Menschenrechte. Da ist es unvorstellbar, was es wohl heißt, wenn all jenes, was den meisten von uns scheinbar ganz natürlich zufällt, abhandenkommt. Umso wichtiger ist es daher, sich bewusst zu machen, welche – von außen unsichtbare – Last im ständigen Kampf um Würde, um Anerkennung, um das Gesehen-werden als Mitglied dieser Gesellschaft, von obdachlosen Menschen jeden Tag aufs Neue gestemmt wird. Obdachlosigkeit ist also weit mehr als nur der Verlust eines Dachs über dem Kopf.

Tristes grau in grau wiegt für all jene weniger schwer, die sich in alternative Räume zurückziehen können.

Doch gibt es überall zivilgesellschaftliche Akteure und Organisationen, die Menschen unterstützen und im besten Fall einen Ausweg aus solch prekären Lebensumständen ermöglichen. Die französische Organisation “Le Rocher Oasis des Cités”[1] ist dafür ein leuchtturmartiges Beispiel (über diesen Link kann an die Organisation gespendet werden). Sie stellt sozialen Wohnraum zur Verfügung und bietet damit von Wohnungslosigkeit Betroffenen einen Rückzugsort. Verschiedene Angebote, wie Street-Events, Cafés, nächtliche Outreach-Sitzungen, sog. “Flavours of the World”-Mahlzeiten, wöchentliche Straßencafés und täglich offene Treffpunkte sind nicht nur Gelegenheiten, um Grundbedürfnisse zu stillen, sondern auch Orte, an denen Menschen zusammenkommen, um einander zu unterstützen, um einander als Menschen zu erleben.

Bildungsunterstützung für Kinder und Jugendliche, außerschulische Aktivitäten und Workshops schützen zudem vor Schulabbruch und kanalisieren Talente, die mitunter erstmalig entdeckt und dann zur Entfaltung gebracht werden können. All das geht über herkömmliche „Hilfe“ hinaus und schafft eine Kultur des Miteinanders, der Empathie. Insbesondere jungen Menschen gibt „Le Rocher Oasis des Cités“  Werkzeuge für die Zukunft mit und schafft Räume zur Selbstentfaltung und Reflexion.

Mit solchem Engagement erschallt ein Aufruf zur Menschlichkeit in einer Welt, die manchmal vergisst, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein.

[1] Die Organisation wurde zufällig für dieses Schlaglicht ausgewählt.