Veranstaltungseinblick: Frauen gegen Gewalt an Frauen

25.11.2022 I Rupert Graf Strachwitz gibt einen Einblick in die Veranstaltung Frauen gegen Gewalt an Frauen

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Zum fünften Mal luden die Katholische Akademie Berlin, die Gesellschaft der Freunde des Zentrums Moderner Orient und das MENA Study Centre der Maecenata Stiftung zu einer gemeinsamen Veranstaltung ein, die am 22. November in den Räumen der Akademie stattfand. Neu war in diesem Jahr auch das Orient-Institut Beirut als Kooperationspartner dabei. Dr. Sonja Hegasy moderierte den Abend, in den nach einer thematischen Einführung von Prof. Dr. Udo Steinbach drei Impulsreferate einführten.

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Das Thema, Frauen gegen Gewalt an Frauen – Iran, Türkei, Nordafrika, war aktuell genug, als die Planung begann; wie aktuell, war nicht vorauszusehen. So konzentrierte sich der Abend auch zunächst auf die Geschehnisse im Iran.

Darüber sprach Dr. Azadeh Zamirirad. Sie stellte heraus, wie sehr Frauen im Iran zu Akteurinnen des Wandels geworden sind und etablierte Positionen dadurch unter Druck geraten, insbesondere die spezielle Interpretation des islamischen Rechts, die eine systematische Delegalisierung von Frauen im Kampf gegen unterschiedliche Formen der Gewalt und systematische Diskriminierung und für gleiche Rechte beinhaltet. Opfer von Repressionen sind neben Frauen besonders auch Minderheiten. Nicht für Verbesserungen, sondern für eine grundlegend neue und moderne Rechtsordnung wird daher heute gestritten. Insoweit hat der seit 40 Jahren währende Kampf heute eine neue Dimension angenommen. Zivilgesellschaftliche Bewegungen sind im ganzen Land entstanden. Sie werden von Frauen und Männern geführt. Dennoch läßt sich von einem feministischen Aufstand sprechen, einer revolutionären Bewegung, in der Frauen die Speerspitze bilden.

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Ebenso wie Azadeh Zamirirad knüpfte auch Dr. Hürcan Aslı Aksoy, die im Anschluß über die Türkei sprach, an das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt vom 11. Mai 2011, die sog. Istanbul-Konvention, an. Sie berichtete aber, daß im Gegensatz zum Iran die türkische Verfassung durchaus die Gleichberechtigung postuliert und auf dem Papier durchaus Rechte bestehen, daß aber die Realität anders aussieht. Rechte werden nicht durchgesetzt. Der Schutz der Familie erscheint als besonderes Rechtsgut, dem sich der Schutz der Frauen unterzuordnen habe. Dadurch landet die Türkei auf dem 124. Rang (von 140) im globalen Bericht zur Gleichstellung. Die faktische Repression nimmt im übrigen ständig weiter zu. Aber auch hier haben sich unabhängige zivilgesellschaftliche Organisationen gebildet, denen allerdings von der Regierung und der AKP jede Form von Dialog verweigert wird. Diese versuchen vielmehr mit erheblichem Mitteleinsatz, eigene, ihren Wünschen gefügige ZGO zu schaffen.

Schließlich referierte Dr. Raja Sakrani über die Situation in den Maghreb-Ländern, insbesondere Marokko, Tunesien und Ägypten. Sie bestätigte den wachsenden Antagonismus zwischen der kanonischen Tradition und einer islamistischen Ideologie und modernen Ordnungskonzepten und hob hervor, daß die Tradition kultureller Natur sei und nichts mit dem theologischen Kern des Islam zu tun hat. Eine tiefsitzende kulturelle Disposition verhindert jedoch die gesetzliche und tatsächliche Gleichstellung der Frauen in allen beschriebenen Ländern. Die Staatsverwaltung solidarisiert sich bei Verstößen gegen das rechtlich verankerte Gewaltverbot mit den Tätern und duldet selbst eine systematische Vergewaltigungspraxis. Marokko gewährt bspw. Vergewaltigern Straffreiheit, wenn sie ihre Opfer heiraten. Allerdings regt sich auch hier immer größerer Widerstand gegen eine Kultur des Patriarchats. Allerdings betonte Frau Sakrani, daß europäische Initiativen nur bedingt geeignet sind, den Mißständen abzuhelfen. Dies muß vielmehr in den Ländern selbst geschehen.

Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu identifizieren, Handlungsmuster herauszuarbeiten und zivilgesellschaftliches Handeln in den Bliuck zu nehmen, war das Ziel des Abends . Es wurde durch die Einführung, die Impulsreferate und die Diskussion vollumfänglich erreicht.

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Quellenhinweis: Fotos stammen aus dem Videomitschnitt