Presseinfo: 3 Milliarden für den Kampf gegen den Klimawandel – Yvon Chouinard spendet sein Unternehmen Patagonia

Berlin | 16.09.2022 | Rupert Strachwitz teilt seine Ansichten über Chouinards Entscheidung

Wie gestern bekannt wurde, verschenkt der amerikanische Unternehmensgründer Yvon Chouinard sein Unternehmen Patagonia, das mit Outdoor-Bekleidung groß geworden ist. 98% der Anteile gehören künftig der Nonprofit-Organisation Holdfast Collective. 2% gehören der Stiftung Patagonia Purpose Trust, die alle Stimmrechte im Unternehmen ausübt. Das ist in jedem Fall eine gute Nachricht, denn jedes Jahr sollen 100 Millionen US-Dollar für den aktiven Klimaschutz zur Verfügung stehen.

Allerdings stimmt an den Pressemeldungen nicht alles.

  • Zum einen ist das alles nicht neu. Robert Boschs Unternehmen wurde bereits in den 1960er Jahren, wenngleich erst durch sein Testament, zu 92% in eine gemeinnützige Stiftung GmbH eingebracht. Rund 500 deutsche Stiftungen sind Allein- oder Mehrheitseigentümer von Wirtschaftsunternehmen. Nur in den USA ist das nicht üblich, weil Stiftungen nicht in großem Umfang an Unternehmen beteiligt sein können.
  • Deshalb ist, zweitens, die Holdfast Collective auch keine Stiftung, sondern hat eine eigentümlich-amerikanische Rechtskonstruktion für in unserem Sinn gemeinnützige Organisationen. (Sie ist eine sog. 501 (c) (4) Organisation.)
  • Drittens erhält der bisherige Eigentümer für diese Schenkung keine Steuervorteile; im Gegenteil, er wird Steuern zahlen müssen.
  • Und viertens sind auch für die neue Konstruktion keine steuerlichen Vorteile erkennbar, weil das Unternehmen selbst schon seit Jahren eine Public Benefit Corporation nach kalifornischem Recht ist und damit neben den wirtschaftlichen auch gemeinwohlorientierte Ziele verfolgen konnte und es auch tat.

Der Grund für das ganze Manöver ist daher gar nicht so leicht zu erkennen und läßt sich wohl am ehesten aus dem Wunsch von Yvon Chouinard erklären, eine strikte Trennung zwischen wirtschaftlichen und natürlich steuerpflichtigen Tätigkeiten und seiner Klimaschutzmission erklären. Yvon Chouinard will, so sagt er selbst, verhindern, daß das Unternehmen in der Zukunft diese Mission nicht mehr so ernst nehmen könnte. Das ist in jedem Fall zu respektieren. Eine wirksame Kontrolle seiner Aktivitäten kann am besten durch eine aufmerksame Öffentlichkeit erfolgen.

Rupert Strachwitz

Dr. phil. Rupert Graf Strachwitz

Vorstand der Maecenata Stiftung
rs@maecenata.eu

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