Zur Struktur und Finanzierung zivilgesellschaftlicher Gleichstellungsarbeit und feministischer Initiativen in Deutschland.
Viele feministische Projekte sind aus zivilgesellschaftlichem Engagement entstanden und haben einen entscheidenden Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter in Deutschland geleistet. Das Engagement nimmt dabei unterschiedliche Formen an – von Empowerment- und Bildungsinitiativen über die Förderung geschlechtersensibler Medizin bis hin zu Interventionen für Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt. Über den Gesamtumfang, das Spektrum und die Vielschichtigkeit dieses Feldes in Deutschland ist jedoch nur wenig bekannt. Es fehlen sowohl statistisch belastbare Daten über die Gesamtzahl feministischer Organisationen als auch differenzierte Erkenntnisse über Tätigkeitsfelder, Arbeitsformen und insbesondere auch die Finanzierungsstrukturen. Ein vielfältiges Konsortium widmet sich daher mit einem zweijährigen Projekt dem bestehenden Wissensdefizit – mit verschiedenen Interventionen wie Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit und einem begleitenden Forschungsprojekt.
Projekthintergrund
Rechtliche Gleichstellung ja, Alltagsrealität nein? Tag für Tag erleben Frauen in Deutschland geschlechtsspezifische Diskriminierung und Gewalt. Auch heute noch. Das Ziel der Geschlechtergerechtigkeit ist in Deutschland bis heute nicht erreicht, feministisches Engagement und Projekte, die sich für Geschlechtergerechtigkeit einsetzen, sind nach wie vor – und in diesen Zeiten in besonderem Maße – notwendig: Erstarkende ultrakonservative und antifeministische Kräfte bedrohen hierzulande das Erreichte, während in Ländern wie den USA und Polen die Einschränkung der Partizipation und (reproduktiven) Rechte von Frauen und LGBTQIA* bereits traurige Realität ist. Anti-Gender-, antifeministische und ultrakonservative Bewegungen gewinnen weltweit, wie auch in Deutschland, an Zulauf.
Das Konsortium
Die Idee und Grundkonzeption des Projektes entstand in Zusammenarbeit mit den Projektpartner*innen filia.die frauenstiftung, FAIR SHARE of Women Leaders e.V., Karin Heisecke und dem Maecenata Institut. Es versteht sich als Forschungs- und Advocacyprojekt, das zivilgesellschaftliche Gleichstellungsinitiativen und feministische Organisationen in Deutschland unter besonderer Berücksichtigung ihrer Finanzierungsstrukturen in den Blick nimmt und stärken will.
Als größte feministische Gemeinschaftsstiftung in Deutschland unterstützt filia.die frauenstiftung das Projekt fachlich und inhaltlich. FAIR SHARE of Women Leaders e.V. setzt sich seit fünf Jahren für mehr Geschlechtergerechtigkeit in zivilgesellschaftlichen Organisationen ein und unterstützt mit seiner langjährigen Erfahrung bei der Koordination des Konsortiums und der Kommunikation. Karin Heisecke ist eine ausgewiesene Expertin im Themenfeld mit internationaler und nationaler Erfahrung als Strategieberaterin und Managerin für Stiftungen und NGOs und unterstützt bei der strategischen und wissenschaftlichen Beratung. Das Maecenata Institut übernimmt die wissenschaftliche Umsetzung. Das Institut hat sich in der Vergangenheit in verschiedenen Projekten mit Fragen der Gleichstellung und Zivilgesellschaft beschäftigt und dazu Publikationen wie „Disparate Aussichten?! Zur Ungleichverteilung der Karrierechancen von Frauen in Nonprofit-Organisationen“ von Selma Reese und Siri Hummel veröffentlicht.
Forschungsprojekt: Struktur und Förderung auf dem Prüfstand
Das Maecenata Institut führt im Konsortium ein Forschungsprojekt zur finanziellen Förderung zivilgesellschaftlich getragener feministischer und Gleichstellungsarbeit in Deutschland durch. Hintergrund ist der Mangel an fundiertem Wissen darüber, unter welchen (finanziellen) Bedingungen in Deutschland diese Arbeit stattfindet, wie sie gesichert und gestärkt werden kann. Das Forschungsprojekt schließt daher eine Forschungslücke: Ziel ist es, die Akteurs- und Finanzierungslandschaft sichtbar zu machen; als Grundlage für eine zukunftsfähige Gleichstellungspolitik und feministische Zivilgesellschaft.
Das Projekt wird erstmals explorativ die Finanzierung dieses Handlungsfeldes für Deutschland erheben und damit einen Einblick in deren finanzielle Situation, Nachhaltigkeit und (Wirkungs-)Möglichkeiten geben. Die Untersuchung beantwortet die Forschungsfrage:
Wie werden zivilgesellschaftliche Gleichstellungsinitiativen und feministische Projekte in Deutschland finanziert – und welche Strukturen, Volumina und Organisationstypen prägen das Handlungsfeld?
Inkludiert werden Akteur*innen, die ihr Engagement und ihre Aktivitäten auf Deutschland fokussieren und bei ihrer Arbeit ein progressiv-feministisches Selbstverständnis verfolgen. Die Datenerhebung erfolgt sowohl induktiv als auch deduktiv.
In Kürze wird eine Fokusgruppe eingerichtet, um aus interdisziplinärer Perspektive zu einer Arbeitsdefinition und Forschungsmethodik für den Untersuchungsgegenstand zu gelangen. Erste Forschungsergebnisse werden im Laufe des Jahres erwartet, die Abschlusspublikation ist für Anfang 2027 geplant.
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