Eine gerechtere Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen an der Gesellschaft wird immer häufiger und zu Recht gefordert. Die Realität sieht jedoch nach wie vor so aus, dass in allen gesellschaftlichen Bereichen Diskriminierungen systematisch reproduziert und Ungerechtigkeiten fortgeschrieben werden.
Während Diversity Management in Unternehmen viel diskutiert, erforscht und kontinuierlich weiterentwickelt wird, fehlt es bislang an entsprechenden Studien und Handlungsempfehlungen für die Zivilgesellschaft. Angesichts gesellschaftlicher Wandlungsprozesse stehen aber auch zivilgesellschaftliche Organisationen (ZGO) unter dem Druck, ihre nach außen vertretenen Werte von Gleichberechtigung, Repräsentativität und Partizipation nach innen umzusetzen. Dies betrifft insbesondere den Umgang mit den vier zentralen Anspruchsgruppen: den Ehrenamtlichen, den Mitgliedern, den Hauptamtlichen und den Begünstigten bzw. Zielgruppen der Organisationen.
Ein zentrales Hindernis bei der Umsetzung von Diversity & Inclusion (D&I) sind die begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen vieler Organisationen. Es hat sich auch gezeigt, dass es innerhalb von ZGO immer wieder Widerstände gegen Öffnungs- und Veränderungsschritte gibt. Schließlich stellt die fehlende Expertise im Bereich D&I in vielen Organisationen eine zentrale Hürde dar.
Das Maecenata Institut engagiert sich daher mit Forschungsprojekten und praxisorientierten Veranstaltungen dafür, der Zivilgesellschaft konkrete Ansätze an die Hand zu geben, wie sie auch mit geringen Ressourcen vielfältiger und inklusiver arbeiten kann. Dabei werden D&I Fragestellungen aus einer intersektionalen Perspektive bearbeitet. Wo möglich helfen ZGO bei der Vermittlung von D&I Expert*innen und bestehenden Tools und Apps, die in der Umsetzung von D&I helfen.
Zwischenergebnisse
Publikation der Handreichung: „Da ist Diverses möglich – Wege der Umsetzung von Diversität und Inklusivität in zivilgesellschaftlichen Organisationen“
Im Rahmen der DSEE-Forschungsförderungt untersuchte das Maecenata Institut für Philanthropie und Zivilgesellschaft zwischen 2022 und 2023, wie es zivilgesellschaftlichen Organisationen gelingen kann, Diversität zu leben.
Der entstandene Leitfaden zeigt, wie es ZGOs gelingen kann, strukturelle Benachteiligungen etwa aufgrund von Geschlechtsidentität, Behinderung oder Minderheitenzugehörigkeit intern nicht zu reproduzieren und möglichst inklusiv zu arbeiten. Entstanden ist eine Sammlung guter Beispiele für inklusiver und diversitätssensibler Praktiken, die erprobt und gleichzeitig einfach und ressourcenschonend umsetzbar sind. Aus den gewonnenen Erkenntnissen wurde ein Handlungsmodell zur Umsetzung von D&I, das SETT-Modell, entwickelt. Es benennt neben vier zentralen Handlungsbereichen adaptierbare Best Practices.
Im Anschluss an die Veröffentlichung werden praxisorientierte Workshops durchgeführt und Lernvideos produziert, die ZGO konkrete Hilfestellungen, Wissen und Werkzeuge für ein diversitätssensibles und inklusives Arbeiten an die Hand geben.
Im Oktober 2023 fand gemeinsam mit FAIR SHARE und der DSEE die Digitalkonferenz Willkommen! Wie wird das Ehrenamt offen für alle? statt. In deren Rahmen wurden die Studienergebnisse präsentiert und mittels acht Workshops praxisorientiertes Wissen und Tools zur Arbeit an diversitätsrelevanten Themen an interessierte zivilgesellschaftliche Organisationen und Aktivist:innen vermittelt. Die Workshops behandelten etwa die Themen „Diskriminierungskritische Sprache“, „rechte Bedrohungen zivilgesellschaftlichen Engagements“ und „Schritte zu gelungenen Awareness-Strukturen“. Sie wurden mit externen Expert:innen und ZGOs zusammen umgesetzt.
Im Mai 2024 folgte die Messe für Diversität und Inklusivität mit einem analogen und digitalen Programm. Sie zeigte, wie Vereine, Stiftungen und Initiativen in Zukunft noch offener und inklusiver werden können. Die Teilnehmenden konnten praxisorientierte Workshops, Inputs und eine Keynote von Tarah-Tanita Truderung zu Diversität und Inklusion in Organisationskultur und -strukturen besuchen. Darüber hinaus stand am Veranstaltungsort der Bosch Stiftung Berlin ein Lernraum zur Verfügung, in dem verschiedene ihrer D&I-Projekte und Unterstützungsinstrumente vorgestellt und erprobt werden konnten. Die Messe konnte in Zusammenarbeit mit FAIR SHARE und dank der Finanzierung durch DSEE realisiert werden.
Ende 2024 wurden die ersten Lernvideos, die einzelne Handlungsbereiche von D&I in ZGO aufgreifen und eine erweitere Zielgruppe auf diesen Entwicklungsbereich aufmerksam machen, veröffentlicht. Ziel ist es mit diesem Format wiederum, konkrete Hilfestellungen leichter auffindbar und erlebbar zu machen.
Das Einführungsvideo führt die Zuschauenden in die Welt von Diversität und Inklusivität in der Zivilgesellschaft ein. Es zeigt grundlegend auf, wie es zivilgesellschaftlichen Organisationen, inklusive kleineren Vereinen, gelingen kann, vielfältiger und inklusiver zu werden. Das erste Video mit praktischen Tipps zeigt, wie dank Handzeichen die Gestaltung und Übersichtlichkeit von Diskussionen und Veranstaltungen verbessert werden kann. Im zweiten Video lernen Zuschauende, wie man mit den Sprachformen der Einfachen und Leichten Sprache Texte für Menschen mit geringen Sprachkenntnissen verständlicher machen kann. Das dritte und vorläufig letzte Video zeigt auf, wie dank veränderter Bewerbungsprozesse und einem inklusiven Recruiting der Auswahlprozess von Bewerber*innen offener und fairer gestalten werden kann.
Die Videos sind auf unserem Youtube-Channel zu finden.