Reduktion sozialer Ungleichheiten durch freiwilliges Engagement?

Opusculum 198 | 17.02.2024 | Die Untersuchung von Christin Jauch befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und freiwilligem Engagement, wobei Barrieren, ungleiche Teilhabechancen und die Reproduktion von Privilegien analysiert werden. Sie zeigt auf, wie strukturelle Faktoren den Zugang und die Wirkung von Engagement beeinflussen und welche Ansätze für mehr Chancengerechtigkeit nötig sind.

Freiwilliges Engagement spielt eine zentrale Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die
Zivilgesellschaft. Gleichzeitig zeigt sich, dass Engagementmöglichkeiten und -teilnahmen von
tiefgreifenden sozialen Ungleichheiten geprägt sind. Trotz ihrer gesellschaftlichen Bedeutung bleibt
diese Thematik in der öffentlichen Debatte und politischen Aufmerksamkeit unterrepräsentiert.
Die vorliegende Arbeit hat sich deshalb zum Ziel gesetzt einen strukturierten Überblick über den
aktuellen Forschungsstand hinsichtlich der Wechselwirkungen zwischen sozialer Ungleichheit und
freiwilligem Engagement zu geben. Anhand der Analyse empirischer Daten sowie aktueller
Forschungsergebnisse insbesondere zu den Unterschieden im Zugang, in den Erträgen und den
Strukturen von Macht und Einfluss, werden Forschungslücken sichtbar gemacht und die Relevanz
der Problematik verdeutlicht.

Die Ergebnisse der angeführten Studien zeigen unter anderem, dass sich privilegierte Gruppen
häufiger engagieren und einflussreiche Positionen besetzen, während benachteiligte Gruppen oft
ausgeschlossen sind oder weniger prestigeträchtige Aufgaben übernehmen. Barrieren wie Bildung,
Einkommen und soziale Herkunft beeinflussen die Zugänge. Dies führt dazu, dass Engagement
soziale Ungleichheiten nicht nur widerspiegelt, sondern auch verstärken kann.
Die Forschung befindet sich allerdings noch in den Anfängen. Neben qualitativen Analysen zu den
Mechanismen, durch die Engagement soziale Ungleichheit (re-)produziert, fehlen auch
Langzeitstudien zu den Auswirkungen auf individuelle Lebensverläufe. Auch strukturelle Barrieren
und Machtstrukturen innerhalb von Organisationen sind bisher kaum untersucht. Ebenso gibt es
begrenzte Forschung zu neuen Engagementformen.

Gleichzeitig zeigt sich das Potenzial des Engagements, soziale Integration zu fördern. Dafür sind
jedoch strukturelle Anpassungen erforderlich, um gerechtere Teilhabe zu gewährleisten und
Ungleichheiten abzubauen.