TG Schlaglicht: Kunst und Kultur

09.01.2023 | Kunst und Kultur braucht diversifizierte Zuwendungen

Das neue Jahr startet mit dem Themenmonat Januar, indem das Transnational Giving Team das Schlaglicht auf den Nexus der Kultur und Gemeinnützigkeit richtet.

Kultur ist ein schillernder Begriff. Dieses Schlaglicht zielt auf Kultur im Sinnfeld der Kunst ab, folgend als Kunst und Kultur bezeichnet.

Kunst und Kultur (KuK) ist insbesondere seit dem Aufstieg des rechten Populismus zunehmend in das Visier reaktionärer Politiker:innen geraten. Diese Einstellung ist im Wesentlichen auf die der KuK innewohnenden kreativen Freiheit zurückzuführen, die sich dann entfaltet, wenn sie staatlich nicht gesteuert ist. Dies ist autoritären Kräften ein Dorn im Auge, sodass diese die KuK nicht selten angreifen. Unter Trump wurden beispielsweise öffentliche Gelder für Kulturinstitutionen vermehrt gestrichen.[1] Auch in Deutschland stellt die AfD Anträge, „um Theatern Förderungen zu kürzen, wenn sie nicht ‚eine ausschließlich nationalistische Kultur auf der Bühne abbilden‘“ – so der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Ulrich Khuon.[2] Damit geht laut Süddeutscher Zeitung einher, dass gewalttätige and aggressive Attacken auf Kultureinrichtungen auf beispielslose Weise zunehmen.[3] Die Präsidentin der Salzburger Festspiele, Rabl-Stadler, geht soweit, dass es momentan einen „Kampf […] um den Stellenwert der Kultur in unserer Gesellschaft [gibt].“[4]

Diese feindseligen Meinungen verkennen indes (bewusst?) den zentralen Wert von Kunst und Kultur für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Gerade in multi-ethischen Gesellschaften „gewinnen Kunst, Kultur […] eine zunehmende Bedeutung, um Integration zu befördern und die positiven Elemente kultureller Vielfalt herauszustellen.“[5] So können beispielsweise Konzerthäuser, wie die Barenboim-Said-Akademie, Brücken bauen zwischen jungen palästinensischen und israelischen Musiker:innen. Etwas umfassender fasst die BW-Stiftung zusammen, dass „die Kunst- und Kulturlandschaft zu einer lebenswerten Gesellschaft“ gehört.[6] Nicht umsonst ist die Förderung von Kunst und Kultur als gemeinnütziger und insofern steuerbegünstigter Zweck in der Abgabenordnung anerkannt.

Bis hierhin zeigt sich, dass sich die KuK-Landschaft, trotz ihrer gesellschaftlichen, ja gemeinnützigen Relevanz, einer öffentlichen Förderung nicht sicher sein kann – weder in den USA noch in Deutschland oder anderen Teilen der Welt.

So kommt es, dass Kulturinstitutionen vermehrt auf private Spenden angewiesen sind.[7] In vielen großen kulturellen Einrichtungen wie etwa dem Los Angeles Music Center übernehmen wenige Großspender:innen diese philanthropische Aufgabe.[8] Um dem Vorwurf entgegenzuwirken, wonach sich die elitären Interessen ebendieser Mäzen:innen in der Kunst niederschlagen, steckt die Lösung in der Diversifizierung von Spenden. Wenn diese von möglichst vielen Menschen kommen, bleiben Kunst und Kultur möglichst unabhängig. Das Transnational Giving Programm erleichtert grenzüberschreitendes Spenden, wodurch diese Diversifizierung verstärkt werden kann.

Im Transnational Giving Programm sind eine Vielzahl von kunst- und kulturfördernden Institutionen akkreditiert. So beispielsweise das schweizerische Kammerorchester Basel, die französische Stiftung pour le Rayonnement de l’art haïtien sowie die libanesische NGO Restart Beirut und der britannische Courtauld Institute of Art Fund.

Der Maler Robert Rauschenberg meinte einst, die Aufgabe der Kunst sei es, Zeugin ihrer Zeit in der Geschichte zu sein. Dazu muss jedoch eine gewisse Unabhängigkeit von Politik und gesellschaftlichen Mehrheitsströmungen gewährleistet sein. Ein Problem, dem künstlerische Institutionen schon gewohnheitsmäßig gegenüberstehen, da die Künstler:innen seit jeher auf die Gunst ihrer Auftraggeber:innen angewiesen sind. Die Frage ist somit auch, welchen Platz wir der Kunst in unserer Gesellschaft zugestehen möchten. Diversifizierung von Spenden ist gewiss einer der vielversprechenderen Ansätze.

[1] Vgl. https://www.deutschlandfunkkultur.de/kultursponsoring-in-los-angeles-kritik-am-einfluss-der-100.html

[2] https://www.deutschlandfunk.de/deutscher-buehnenverein-besorgt-khuon-afd-greift-deutsche-100.html

[3] Vgl. https://www.sueddeutsche.de/kultur/afd-kulturpolitik-rechtsextremismus-gewalt-1.4578106

[4] https://www.academia-superior.at/kultur-haelt-eine-gesellschaft-zusammen/

[5] https://www.kulturrat.de/positionen/kulturfinanzierung/

[6] https://www.bwstiftung.de/de/bereiche-programme/gesellschaft-kultur/kunst-und-kultur

[7] Vgl. https://www.deutschlandfunkkultur.de/kultursponsoring-in-los-angeles-kritik-am-einfluss-der-100.html

[8] Vgl. ebd.

M.A. Finn Büttner

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
fb@maecenata.eu

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