TG Schlaglicht: EATG

09.09.2022 | European AIDS Treatment Group

Der November läutet den ersten Themenmonat in der Schlaglicht-Rubrik ein, der seinen Fokus in den kommenden Ausgaben auf das Feld der Gesundheit legt.

Mit Pandemien setzen nicht bloß große Krankheitswellen ein, sie sind auch ein Stresstest für Gesellschaft(en), wie jüngst der flächendeckende Ausbruch des COVID-19 Virus veranschaulichte: So war die erste Reaktion vielfach nicht eine der Solidarität mit den Erkrankten. Stattdessen rief das neuartige Virus diverse Abwehrinstinkte hervor, es kam zu lokalen Protesten gegen die ersten Krankentransporte von Patient:innen aus dem Ausland nach Deutschland. Zugleich begann in Teilen der Gesellschaft eine Suche nach vermeintlichen Verursacher:innen des Virus, die sich nicht selten in rassistischen Entgleisungen bahnbrach (s. hierzu etwa die Zunahme des sog. „Asian Hate“ während der Pandemie).

Das dies alles kein neues Phänomen in einer solchen Situation ist, zeigt ein Blick in die jüngere Vergangenheit: Als sich zu Beginn der 1980er Jahre in den USA Berichte zum vermehrten Aufkommen seltener Lungenentzündungen mit verheerendem Ende häuften, sollte es noch dauern, bis der biologische Verursacher gefunden und ein Krankheitsbild diagnostiziert werden konnte. Doch auch hier identifizierte man zunächst ganz andere Verursacher für das unheilvoll grassierende HI-Virus; in deutschen Zeitungen war von der „Schwulenpest“ oder auch der „Homosexuellen-Seuche“ die Rede. Und während die Forschung bis heute sehr viele positive Fortschritte zur Behandlung von HIV und AIDS gemacht hat, ist eben dieses Stigma aus der Gesellschaft nie ganz verschwunden und erschwert seither Aufklärungsanstrengungen.

Dieser Aufklärung widmet sich u.a. die „European AIDS Treatment Group“ (EATG). Seit Beginn der 1990er Jahre tritt sie entschieden für all jene Menschen ein, die innerhalb Europas von HIV und AIDS betroffen sind. Gesellschaftlich ist an vielen Stellen noch nicht angekommen, dass es zwar weiterhin keinen Impfstoff gegen HIVgibt, Menschen aber bei rascher Diagnose und Behandlung gut mit der Krankheit leben können – und nicht nur das: Durch eine regelmäßige antiretrovirale Therapie kann die Virenlast so minimiert werden, dass das HI-Virus nicht mehr nachweisbar ist und daher auch nicht übertragen werden kann. Dies ist ein wichtiger Aspekt, um Vorurteilen und Diskriminierungen gegenüber HIV-positiven Menschen zu begegnen. Um in diesem Feld weitere Fortschritte zu erzielen, treibt die EAT-Gruppe als „Partnerin der Wissenschaft“ selbst die Weiterentwicklung der Forschung voran. Und auch zur akuten AIDS-Prävention leistet sie Beiträge, beispielsweise durch umfangreiche Test-Strategien. Nicht zuletzt will die EATG die Lebensqualität von Betroffenen verbessern und dabei die Aufmerksamkeit für AIDS sowohl auf politischer wie auch gesellschaftlicher Ebene steigern.

Eine Aufmerksamkeit, die vom Welt-AIDS-Tag, am 1. Dezember eines jeden Jahres zusätzlich befördert wird. In ihm drückt sich eine globale, gesamtgesellschaftliche Solidarität mit den Betroffenen des HI-Virus aus. Darin vergegenwärtigt sich auch die gesellschaftliche Lernfähigkeit, die gleichsam wie ein nachträgliches Korrektiv zu den ersten, oft stigmatisierenden Reaktionen erscheint. Es bleibt zu hoffen, dass sich dieser lernfähige Blick sowohl bei gegenwärtigen wie auch künftigen Katastrophen und Pandemien durchsetzt.

 

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