Hospizbewegung und Stiftungen

Opusculum 94 | 01.11.2016 | Opusculum zur Institutionalisierung der Hospizarbeit und den Potenzialen von Stiftungen, im Rahmen dieser Entwicklungen.

Einleitung

Wie wollen wir sterben? Dieser Frage stellt sich Ridder in seinem Buch „Wie wollen wir sterben? Ein ärztliches Plädoyer für eine neue Sterbekultur in Zeiten der Hochleistungsmedizin“. Seine Gedanken hierzu lauten:

„Sterben und Tod gehören zu den unabänderlichen Attributen unseres Lebens. Sie sind Teil unseres Menschseins und unser Leben besteht in der fortwährenden Herausforderung, unser Sterben zu gestalten.“ (Ridder 2010: 279)

Seine zentralen Botschaften dabei sind, das Sterben anzunehmen und den Wunsch und Willen des Sterbenden zu respektieren.

Doch wie wollen wir sterben?

Gemäß der Studie über die Situation von Hospizarbeit und Palliativ Care[1] in Deutsch­land: zu Hause und nicht allein (Müller 2014: 12).

Jährlich sterben über 850.000 Menschen in Deutschland (Statistisches Bundesamt 2015). Viele Menschen fühlen sich unsicher im Umgang mit sterbenden Menschen und sind positiv überrascht, wenn sie hospizliche und pallitative[2] Hilfe kennen lernen (Müller 2014: 26). So wünscht sich die Hospizbewegung, möglichst allen Sterben­den ihren Dienst anbieten zu können. Dies kann aber nur durch eine laufende Finanzierung der Leistungen durch die Kranken- und Pflegeversicherungen ermöglicht werden.

Doch wie viel Institutionalisierung und Professionalisierung verträgt die Hospizbe­wegung ohne sich selbst und ihre Ziele aufzugeben? Und welchen Beitrag können Stiftungen leisten, dem Heute und in der Zukunft entgegenzuwirken?

Zielsetzung dieser Arbeit ist es, die Herausforderungen der Hospizbewegung in Deutschland näher zu beschreiben und die zukünftigen Rollen und Aufgaben von Stiftungen im hospizlichen Umfeld zu benennen. Dabei widmet sich das zweite Kapitel zum einen der Geschichte der Hospizbewegung und gibt einen Überblick über das Angebot von Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Deutschland. Zum an­deren werden in diesem Kapitel die Finanzierung der Hospizarbeit und die damit einhergehenden Entwicklungen der Institutionalisierung thematisiert. Das dritte Kapitel widmet sich der Rolle und Aufgaben von Stiftungen in der heutigen Zeit und fasst die Ergebnisse der Analyse derzeitiger Stiftungsarbeit im hospizlichen Umfeld zusammen. Zudem erfolgt im letzten Teil des dritten Kapitels eine Darstellung mög­licher zukünftiger Rollen und Aufgaben, die im Zuge der Weiterentwicklung der Hospizbewegung von Stiftungen bearbeitet werden könnten. Das vierte Kapitel schließt diese Arbeit mit einer Reflexion und einem Ausblick ab.

[1]          Palliativ Care: internationale Begriffsbezeichnung für Hospiz (Deutscher Hospiz- und PalliativVerband e.V. 2016).
Hospiz: Bedeutung Hospiz früher: Haus für Sterbende; Bedeutung Hospiz heute: ganzheitlich umfassendes Unterstützungskonzept für Sterbende und ihre Angehörigen (Student 1997: 3)

[2]          Der Schwerpunkt der Hospizarbeit liegt in der Begleitung des Sterbenden und seinen Angehörigen. Palliative Einrichtungen kümmern sich dagegen um eine bestmögliche medizinische und pflegende Versorgung des Sterbenden. Beide Einrichtungen sind rechtlich unabhängig, sollen im Bedarfsfall aber eng zusammenarbeiten und miteinander kooperieren. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die  Betrachtung der Hospizarbeit.