“Das einzig sichere im Leben ist der Tod.” sagt ein Sprichwort in lakonischer Manier. Trotz oder gerade wegen dieser Sicherheit ist der Tod nach wie vor ein tabuisiertes Thema. Über Krankheiten wird diskutiert, über das sogenannte Gesundheitssystem finden regelmäßig öffentlichkeitswirksam Debatten statt, zu Geschäftsstrategien von Pharmaunternehmen und die Problematik von Generika in Entwicklungsländern gibt es Zeitungsberichte; die letzte Konsequenz bleibt jedoch häufig unbeleuchtet.
Über die Jahrhunderte sind die Städte gewachsen und haben die ehemals vor ihren Toren liegenden Friedhöfe eingeschlossen. Doch trotz dieser Präsenz in den Zentren der Städte heute sind sie meist dem Blick entzogen hinter Mauern versteckt. Jeden Tag sterben in Deutschland über 2200 Menschen.[1] Trotz dieser Alltäglichkeit und der Gewissheit des eigenen Todes ist das allgemeine Wissen um Bestattungswesen, rechtliche Vorgaben und kulturelle Traditionen rund um den Tod häufig oberflächlich.
Dies ist auch eine Folge der Entwicklung hin zu kleinteiligeren Familienstrukturen, geringerer Sterblichkeit bzw. höherer Lebenserwartung sowie einer Professionalisierung der Versorgung alter Menschen und Schwerkranker bzw. Sterbender, wie Leonie Mielke in ihrem Buch “Hospiz im Wohlfahrtsstaat” resümiert: “Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich der Tod in Europa zu einem Tabuthema entwickelt. (…) Tod und Sterben sind in Europa Themen, die Abstand und Ablehnung hervorrufen.”[2] Selbst in der für viele letzten Station, in den Alten- und Pflegeheimen, ist das Thema unter den Bewohnern häufig ebenso tabu wie unter der Belegschaft.[3] Obwohl in Umfragen 80 Prozent angeben, zu Hause sterben zu wollen,[4] sieht die Wirklichkeit anders aus: Über die Hälfte der Menschen in Deutschland stirbt in Krankenhäusern und Heimen.[5]
Dieser Widerspruch könnte der Gegebenheit geschuldet sein, dass über den eigenen Tod und die erwünschten Umstände, Umgang und Umgebung kaum geredet wird. Darüber hinaus scheinen auch die versorgenden Strukturen in den Wohlfahrtsstaaten an die Verweigerung der Beschäftigung mit dem Tod angepasst zu sein: Eine Folge der Tabuisierung des Todes von ärztlicher Seite ist es, dass erst seit wenigen Jahrzehnten überhaupt Überlegungen angestellt werden, was im Falle unheilbarer Krankheiten für das Wohl der Patienten jenseits der medizinischen Notfallversorgung nötig und möglich sein könnte.
Dass schwerstkranke Menschen sich stärker mit dem Tod beschäftigen, liegt angesichts der Situation Sterbender auf der Hand. Häufig bleibt nicht mehr viel Zeit, Einfluss auf die eigenen Geschicke und die der Welt zu nehmen. Eine Möglichkeit jedoch ist, finanziell aktiv zu werden und sein Erbe so einzusetzen, dass es Schwerkranken in einer ähnlichen Situation zu gute käme. Der im Testament hinterlegte Wille könnte hier ein Schlüssel sein, um über öffentliches Vererben oder Stiften gestalterisch weiter zu wirken.
Zum Schenken gehören mindestens zwei. Daher sollen hier auch die Potentiale der möglichen Nehmerseite beleuchtet werden. Es stellt sich die Frage, welchen Stellenwert das Stiftungskonzept in der Öffentlichkeitsarbeit der stationären und ambulanten Hospizarbeit in Berlin spielt. Dabei geht es weniger um die umfangreiche Analyse aller ermittelbaren Daten zum Thema, sondern einer Annäherung über die Möglichkeiten einer solchen Ausrichtung der Öffentlichkeitsarbeit der Hospize. Zu erwarten wäre, dass sich hier gewisse Synergieeffekte aufgrund ähnlich gelagerter Interessen ergeben.
Zunächst soll ein Blick auf die Hospizeinrichtungen im Lande Berlin geworfen werden, in ihrem Bemühen um eine breitere Aufstellung ihrer Finanzierung durch private Geldgeber, wobei es insbesondere um die Frage geht, welche Rolle dabei Stiftungsmodelle spielen. In den darauffolgenden Abschnitten werden zentrale Aspekte des Stiftungswesens zusammengefasst und des weiteren Geschichte und aktueller Stand der Hospizarbeit vorgestellt. Abschließend wird ein Schlaglicht auf die wesentlichen Eckpunkte und Tendenzen geworfen.
[1] Statistisches Bundesamt, www.destatis.de
[2] Mielke S. 90
[3] Wilkening, Kunz S. 111
[4] Baust S. 87
[5] Mittag S. 7