Bürgerstiftungen in den Printmedien

Opusculum 62 | 01.06.2013 |

Ein in Deutschland vergleichsweise neues Phänomen, die Bürgerstiftung, erfährt zunehmend gesellschaftliches Interesse und verstärkt politische und mediale Aufmerksamkeit.1 Medien spielen in der heutigen Zeit eine wichtige Rolle, vor allem als Vermittler globaler Geschehnisse und politischer oder gesellschaftlicher Zusammenhänge. Zu einem Großteil ist das Bild, das Menschen von der Wirklichkeit haben, von den Medien geformt und von deren Präsenz und Qualität geprägt.

Es ist die Frage, ob Medien lediglich passive Beobachter der Wirklichkeit darstellen und ob sie zu einem objektiven Urteil überhaupt fähig sind. Unbestritten ist, dass Medien durch die Art der Berichterstattung einen großen Einfluss auf das politische Handeln und Denken der Rezipienten ausüben können. Insofern ist die Analyse von Medieninhalten über Bürgerstiftungen, die wichtige Akteure des öffentlichen Lebens darstellen, nicht nur für Menschen, die sich in und für Bürgerstiftungen engagieren und auch andere zu bürgerschaftlichem Engagement ermutigen wollen, von Interesse.

Den Massenmedien Presse, Hörfunk, Fernsehen und Internet werden in einer Demokratie wichtige Funktionen zugeordnet, die sich teilweise stark überschneiden können: Information, Mitwirkung an der Meinungsbildung, Kontrolle und Kritik. Neben der Unterhaltung ist die Bildungsfunktion als eine weitere wichtige Aufgabe zu sehen.2 Wegen ihres Einflusses werden die Massenmedien häufig als „Vierte Gewalt“ neben der Legislative, Exekutive und Judikative des klassischen Systems der Gewaltenteilung bezeichnet. Einerseits kann dies implizieren, dass die Medien ihre Einflussmöglichkeiten missbrauchen könnten. Andererseits unterstreicht der Begriff „Vierte Gewalt“ die wichtige Kontrollfunktion, die Massenmedien bei der Aufdeckung von Missständen haben. Medien verstehen sich zudem meist als Anwalt der öffentlichen Meinung gegenüber dem Staat. Sie können durch das bewusste Setzen und Filtern von Themen auch eine aktivierende und mobilisierende Rolle für die Bürger übernehmen.3 „Das Herstellen von Öffentlichkeit spielt dabei eine wichtige Rolle, da die dadurch geschaffene Transparenz des Staatswesens ein wichtiger Bestandteil einer liberalen Demokratie ist.“4

Nach wie vor ist die Zeitung in der Bevölkerung das mit Abstand wichtigste Medium für die Information über den eigenen Wohnort und die nähere Umgebung.5 71 %, d. h. drei von vier Deutschen greifen regelmäßig zur gedruckten Zeitung, was einer Reichweite von 46,8 Millionen Lesern ab 14 Jahren entspricht.6 Als Kommunikationsmittel zur Informationsvermittlung werden Zeitungen als aktuell, glaubwürdig und sachlich empfunden. Diese positive Wahrnehmung der Leser von Zeitungen gilt für deren tägliche Berichterstattung.7

Auch wenn in Medien veröffentlichte Meinungen nicht mit der öffentlichen Meinung gleichzusetzen sind,8 ist anzunehmen, dass medial verbreitete Meinungen die öffentliche Meinung über Bürgerstiftungen beeinflussen und dass umgekehrt die öffentliche Meinung über Bürgerstiftungen auf Medieninhalte Einfluss nimmt.

Für Bürgerstiftungen ist dieser Zusammenhang relevant, weil sie anders als die demokratiepolitisch problematische klassische Stiftung9 auf Partizipation und Mitbestimmung ausgerichtet und nach ihrem Selbstverständnis in der Breite der Gesellschaft verankert sind. Bürgerstiftungen werden von einer Vielzahl von Stiftern errichtet und getragen. Die Heterogenität der Stifter kann sich positiv auf die Reflexion der lokalen Bevölkerung im Sinne der bewussten Einbeziehung verschiedener Bevölkerungsgruppen und -schichten und auf die Akzeptanz und Verankerung der Bürgerstiftung in ihrem lokalen Wirkungsbereich auswirken.10 Als Gemeinschaftsstiftungen sind Bürgerstiftungen auf finanzielle und zeitliche Unterstützung11 und insofern auf das Vertrauen und das Wohlwollen der allgemeinen Öffentlichkeit angewiesen.

1 Vgl. Maecenata Institut (2005), S. 2.
2 Vgl. Meyn (2004), S. 24.
3 Vgl. bpb (2009), 2.-4. Absatz. 4 bpb (2009),
4. Absatz.
5 Vgl. <https://www.die-zeitungen.de/argumente/10-argumente-fuer-die-zeitungen.html#c244> [2013-04-10], 7. Absatz.
6 Vgl. <http://www.die-zeitungen.de/leistung/werbeleistung/aktuelle-reichweiten.html> [2013-04-10], 1.-2. Absatz.
7 Vgl. <https://www.die-zeitungen.de/argumente/10-argumente-fuer-die-zeitungen.html#c244> [2013-04-10], 7. Absatz.
8 Vgl. Meyn (2004), S. 28.
9 Vgl. Anheier/Appel (2004), S. 11; Sandberg (2011), S. 86.
10 Vgl. Hinterhuber (2005), S. 337, 339.
11 Vgl. Nährlich/Strachwitz (2005), S. 19.